Muster aus Hans. Ein Bericht | Eleonore Frey
Von Eleonore Frey, einer der wichtigsten Erzählerinnen der Schweiz, ist ein neues Buch erschienen: “Muster aus Hans” ist ein Bericht über das Anderssein eines Menschen, der die Welt nur fragmentiert wahrnehmen kann und damit ein Leben als Außenseiter führt.
Das Thema, mit dem sich Eleonore Frey in “Muster aus Hans” beschäftigt, ist der Autorin sehr nahe. Wie ihr eigener Sohn ist der Protagonist ihres Berichtes Hans ein Autist. Für Hans ist die Welt wie ein Puzzle, das in seine Einzelteile zerlegt wurde und nicht mehr zusammengesetzt werden kann. Das große Ganze ist für ihn nicht mehr erkennbar. Mit dieser angeborenen Wahrnehmungsstörung ist ein modernes, angepasstes Leben innerhalb der Gesellschaft nicht mehr möglich. Ein Autist ist ein Außenseiter, denkt anders, hat ein anderes Verhältnis zur Sprache und kann sich nur mit Mühe für andere verständlich machen. Das Außergewöhnliche an Eleonore Freys Buch ist, dass sie dem Leser die Welt von Hans nahe bringt, ohne ein Wort über das Krankkeitsbild Autismus zu verlieren oder zu psychologisieren. Allein über die Sprache führt sie den Leser zu der Erkenntnis, dass er sich mit einer Welt und Wahrnehmung auseinandersetzt, die nicht die seine ist. Die Sätze sind kurz, die beschriebenen Wahrnehmungen fragmentiert aber intensiv, die Formulierungen überaus exakt. Schon mit ihren ersten Worten formuliert Frey das, worum es in ihrem Buch geht: “Hans ist anders als die anderen. Das sind die anderen auch. Er ist sein Anderssein, das anders ist”.