Theater Marie

Das Theater Marie ist das Kompetenzzentrum für Theaterproduktion im Kanton Aargau. Als professionelles Tourneetheater arbeitet es eng mit Gastspielhäusern der freien Szene zusammen und stand in den letzten zehn Jahren unter der Leitung von Patric Bachmann und Olivier Keller. Neben dem zweiköpfigen Leitungsteam ergänzen drei fest angestellten Mitarbeiter:innen und einem grossen Pool freischaffender Theatermenschen das Team. 2014 erweiterte die Junge Marie das Tätigkeitsfeld. Theater Marie wurde 1983 als Theater M.A.R.I.A. gegründet.

Theater M.A.R.I.A. bis Marie

Wie kommt das 1983 in Luzern gegründete Theater M.A.R.I.A. in den Kanton Aargau? Auf Initiative des Schauspielers Dodó Deér und der Kulturmanagerin Antoinette Gnos entsteht im Hinblick auf die Produktion «Klassenfeind» das erste M.A.R.I.A.-Ensemble, dem bereits einige im Aargau ansässige Theaterschaffende als Gründungsmitglieder angehören. Da es nach dem «Klassenfeind» in schneller Folge mit Produktionen mit aargauischer Besetzung und Vernetzung weitergeht, fusionieren der Theaterladen Aarau, das aargauische TheaterUnser und das Theater M.A.R.I.A. zu einer Produktionsgemeinschaft, die sich neben der Claque Baden und dem Jugendtheater Spatz & Co als neue freie Truppe im Aargau etabliert. Aus dem Kreis der Mitglieder werden kontinuierlich Projekte realisiert. Die Planung liegt in den Händen eines kollektiv arbeitenden Kernensembles. Für die einzelnen Produktionen werden regelmässig Schauspieler, Regisseure und Künstler von aussen eingeladen. Ebenso sind die Theaterarbeiten der Ensemblemitglieder als Regisseure, Schauspieler, Bühnenbildner auch ausserhalb von M.A.R.I.A. wichtig. Einzelne Mitglieder des Theater M.A.R.I.A. sind an Hochschulen in der Ausbildung tätig und engagieren sich auf lokaler, kantonaler und nationaler Ebene in kulturpolitischen Gremien. Das Theater M.A.R.I.A. hat seinen Sitz in Aarau, verfügt jedoch über keinen eigenen Spielort. In der Stadt Aarau bespielt M.A.R.I.A. die vielfältigsten Räume, bis es 1995 im Theater Tuchlaube einen regelmässigen Koproduktionspartner und seine Premierenbühne findet. Als Tourneetheater ist es im ganzen deutschsprachigen Raum präsent. Das Repertoire von vier bis fünf Produktionen wird jährlich durch zwei bis drei Neuinszenierungen ergänzt; darunter sind stets auch Stücke für ein junges Publikum. Unterstützt wird das Theater M.A.R.I.A. durch Beiträge des Aargauer Kuratoriums, der Stadt Aarau, durch Koproduzenten, Gastspielstädte und Stiftungen.

Neue Wege

Das Theater M.A.R.I.A. erlebt Ende der 1990er-Jahre einen Umbruch. Einige der Gründungsmitglieder haben das Ensemble verlassen. Neue Kräfte stossen dazu. Eine Strukturdiskussion führt zu einer Konsolidierung, die später die Grundlage des heutigen Theater Marie bildet. Nicht nur Umbruch, auch Aufbruchstimmung herrscht: Mit grossem Einsatz und Sorgfalt wird in Suhr ein Kino aus den 1950er-Jahren für grosszügige Proben- und Büroräumlichkeiten renoviert. Zur Einweihung wird das Erfolgsstück «Frau in Füchsin» wiederaufgeführt. 2002 schliesst das Theater Marie mit dem Aargauer Kuratorium eine Leistungsvereinbarung ab, die neue Betriebsstrukturen erfordert. Das Ensemble wird aufgelöst, um sich neu zu formieren. Eine neue Leitung wird ausgeschrieben und bestellt. Von 2002 bis 2006 steht das Theater Marie unter der Leitung von Lilian Naef und Susanne Morger. Mit neun Produktionen erweitert das neue Ensemble erfolgreich das Spektrum der Produktionspalette. Das Theater Tuchlaube bleibt wichtigster Koproduktionspartner und bietet dem Theater Marie Premieren- und Aufführungsort in Aarau. Das Theater Marie spielt seine Produktionen kontinuierlich auch als Gastspiele im In- und Ausland.

Meilensteine im Theaterrepertoire

Von 2007 bis 2012 werden unter der Co-Leitung von Nils Torpus und Markus Speck, bzw. ab Mai 2010 von Nils Torpus und Annette von Goumöens mit einem kleinen Ensemble und wechselnden Gästen 14 Hauptproduktionen sowie zahlreiche kleinere Nebenprojekte realisiert. Das Bearbeiten verschiedenster Stoffe und Genres lässt die Truppe sich stetig neu erfinden. Sowohl mit Schilten, einer Erstaufführung des wohl wichtigsten Romans des Aargauer Autors Hermann Burger (2007), als auch mit «Ikarus», einer sprachlosen Theaterinstallation (2007) oder mit Die leuchten in der Nacht, der beklemmenden Vision einer Schweiz nach einem atomarem Supergau (2010) – mit allen Produktionen wird Neuland betreten und zeitgenössisches Theater geschaffen. Daneben wagt man sich an Klassiker ebenso und inszeniert etwa Moby Dick als historisches Epos auf kleinstem Raum (2011), oder Jeremias Gotthelfs Käserei in der Vehfreude als Theaterspektakel mit integriertem Bauernmarkt (2012). Im Aargau fest verankert und gut vernetzt sucht sich das Ensemble künstlerisch eigenwillig und äusserst vielfältig stets auch wichtige Koproduktionspartner und erweitert damit sein Produktionspotenzial.

Ära Keller/Bachmann

Seit Herbst 2012 hat das Theater Marie eine neue künstlerische Leitung: Ein vierköpfiges Team prägt von nun an die Produktionen; der Regisseur Olivier Keller, der Dramaturg Patric Bachmann, der Musiker und Journalist Pascal Nater und der Szenograf Erik Noorlander. Inhaltliche und formale Schwerpunkte sind Geschichten, Diskurse und Orte. Das Regieteam arbeitet mit einem Pool von freien Theaterschaffenden zusammen. So entstehen reiche und künstlerisch produktive wiederkehrende Arbeitszusammenhänge. Erste Arbeiten bei Theater Marie sind u.a. Kino Marie, eine Liebeserklärung an das Landkino in der Schweiz, Romanadaptionen von Klaus Merz und Alex Capus sowie eine Hörschnitzeljagd in einem Industrieareal in Suhr und eine Ausstellung zu den Themen Fernweh und Heimat in der Alten Reithalle Aarau. Im Jahre 2014 wird die Junge Marie gegründet mit dem Ziel professionelles Theater mit jungen Menschen, die sich in ausserordentlichem Masse für Theaterarbeit interessieren, zu produzieren. Im Herbst 2016 verlässt Pascal Nater das Leitungsteam, um sich vermehrt freien Projekten zu widmen und seine musik-kabarettistische Arbeit zu intensivieren.

Die grössten Erfolge

2017 wird das Theater Marie mit der Schweizer Erstaufführung von Zersplittert von Alexandra Badea zum Schweizer Theatertreffen eingeladen. Die Uraufführung Frau im Wald von Julia Haenni war zu Gast am Heidelberger Stückemarkt [2019] und am biennal stattfindenden internationalen Theaterfestival DramaFestMX [2018] in Mexico City. Zukunft Europa I-V erhielt den Voyeure Award Basel [2016], «Liliom» war für den Voyeure Award Bern [2017] nominiert. Theater Marie erhielt eine Erwähnung als bemerkenswerte Off-Bühne in der Zeitschrift Deutsche Bühne [2017]. Ausserdem standen «Liliom» und «Marie und Robert» auf der Shortlist des Schweizer Theatertreffens [2018].

Text: Theater Marie

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