Biopic | Bohemian Rhapsody
Eine bunte Zeitreise und visuelle Hommage an eine exzentrische Pop-Ikone.
«Bohemian Rhapsody» packt und sorgt für Pathos pur, besonders beim Finale mit dem Wembley-Höhepunkt. Da bleibt kein Auge trocken! Freddie Mercury, charismatischer Leadsänger und Gallionsfigur der Kult-Band Queen, wird mit Bryan Singer und Dexter Fletchers Film ein oscarverdächtiges Denkmal gesetzt.
«Live Aid»-Konzert
Das Mercury-Kino-Biopic beginnt mit den Vorbereitungen der Band für den Auftritt Wembley Stadion 1985 und endet mit dem mitreissenden Auftritt von Freddie und Queen-Kumpanen bei diesem legendären «Live Aid»-Konzert, organisiert von Bob Geldof. Ursprünglich hiess der Sänger Farrah Bulsara, ein Immigrant mit indischen Wurzeln, 1946 in Sansibar geboren, der mit Familie 1964 in London heimisch wurde. Nach verschiedenen Band-Beteiligungen gründete er 1970 Queen – mit Brian May (Gitarre) und Roger Taylor (Drums), Bassist John Deacon kam 1971 hinzu. Freddie nannte sich seitdem Mercury, wahrscheinlich in Anlehnung an den römischen Merkur, Götterbote sowie Gott der Händler und Diebe.
Phänomenaler Hauptdarsteller
Von der Bandgründung bis zum Wembley-Grossereignis 1985 spannt sich der dramatische Bogen des Spielfilms, der eine lange Entstehungsgeschichte über zwölf Jahre hinter sich hat. May und Taylor kündigten bereits 2006 eine Verfilmung an. Regisseur Bryan Singer («X-Men»), der immer mal wieder verschwand, wurde kurz vor Drehende gefeuert, Dexter Fletcher vollendete. Im Gespräch als Mercury-Darsteller waren Johnny Depp und Sacha Baron Cohen. Schliesslich übernahm Rami Malek, Amerikaner mit ägyptischen Wurzeln, den Part. Er hatte sich akribisch auf diese Rolle vorbereitet. Tatsächlich, seine Darstellung mit Hasen-Schneidezähnen und Schnauzer ist phänomenal, er fasziniert von der Körperhaltung bis zum Gesang (teilweise ist Maleks Stimme bei den Songs zu hören). Oscarwürdig.
Glimmer und Emotionen
Auch wenn die Mitstreiter der Band zu oft in den Hintergrund gedrängt werden und teilweise nur Kulisse bieten – Ben Hardy als Taylor, Gwilym Lee als May, Joseph Mazzello als Deacon und Lucy Boynton als Mary – tragen sie erheblich zur hinreissenden Mercury-Hommage bei. Vieles klammert der Film aus: Freddies frühe Jahre werden nur angedeutet, sein Verhältnis zur Familie verkommt zum emotionalen Clinch, die Bandmitglieder bleiben Staffage und haben kein Eigenleben, kein Charakter. Freddies Liebe zu Mary ist nur ein Herz-Schmerz-Nebenkapitel. Freddies Aids-Erkrankung dient als dramatische Episode, die übrigens erst nach dem «Live Aid» erkannt wurde. Kurzum, der Spielfilm bietet wenig Tiefe, dafür aber desto mehr Glimmer und Emotionen (gegen Schluss).
Quelle: Rolf Breiner, Textatur Filmkritik