Career Achievement Award | Paul Schrader
Eine Ikone des «New Hollywood» wird ausgezeichnet
Das Zurich Film Festival zeichnet den amerikanischen Regisseur und Drehbuchautor Paul Schrader für sein Lebenswerk aus. Schrader schrieb Kinogeschichte mit den Drehbüchern zu Martin Scorseses «Taxi Driver» und «Raging Bull». Aber er sorgte auch mit eigenen, ebenso herausfordernden wie kontroversen Regiearbeiten wie «American Gigolo» für Aufsehen. Am ZFF wird der Meister seinen neuen Thriller «The Card Counter» vorstellen und bei einem ZFF Masters Einblicke in seine spannende Karriere gewähren.
Paul Schrader, aus Michigan/USA, wuchs in einer strenggläubigen, calvinistisch geprägten Familie auf und studierte Theologie. Filme galten im Elternhaus als Teufelszeug, bis zu seinem 18. Lebensjahr hatte der junge Paul kein Kino von innen gesehen. Erst als er mit Kommilitonen eine Vorführung von Ingmar Bergmans Film «Det sjunde inseglet» (Das siebente Siegel, 1957) besuchte und erkannte, dass sich Bergman mit ähnlichen Fragen beschäftigte wie er selbst im Theologiestudium, hatte Schrader seine Passion für den Film entdeckt: Er lernte die einflussreiche Kritikerin Pauline Kael kennen, die ihm zu einem Studienplatz an der UCLA Film School verhalf und seine Mentorin wurde.
Nachdem er sich als furchtloser Filmkritiker und mit dem Buch «Transcendental Style in Film» auch als Theoretiker einen Namen gemacht hatte, beschloss Schrader, selbst Drehbücher zu schreiben. Kein Geringerer als Sydney Pollack verfilmte sein erstes, den Gangster-Thriller «Yakuza» (1974), den Quentin Tarantino heute zu seinen Lieblingsfilmen zählt. Und mit den Vorlagen für Brian De Palmas «Obsession» und Martin Scorseses «Taxi Driver» (beide 1976) etablierte sich Schrader endgültig als Filmautor ersten Ranges. Auch mit weiteren Drehbüchern für Scorsese schrieb er Filmgeschichte: «Raging Bull» (Wie ein wilder Stier, 1980) stammte aus seiner Feder, ebenso «The Last Temptation of Christ» (Die letzte Versuchung Christi, 1988) und «Bringing Out the Dead» (Nächte der Erinnerung, 1999).
Schrader arbeitete aber nicht nur grossen Regisseuren zu, er bewies sich auch mit eigenen Inszenierungen. Mit «American Gigolo» (1980) gelang ihm früh ein Meisterwerk, das überdies die Karriere von Richard Gere lancierte. Der darauffolgende Horrorfilm «Cat People» (1982) mit Nastassja Kinski gehört weiter zu seinen bedeutendsten Werken. Und das Drama «First Reformed» (2019), das er ebenfalls geschrieben und inszeniert hat, brachte Paul Schrader jüngst eine überfällige Oscar-Nominierung für das beste Originaldrehbuch ein. Inzwischen umfasst Schraders Œuvre über dreissig Filme als Regisseur oder Autor.
Paul Schrader zeigt sich angetan von der Aussicht, das ZFF zu besuchen: «Ich freue mich, von einem sehr angesagten Filmfestival in der schönen Stadt Zürich geehrt zu werden. Ich habe viele schöne Erinnerungen und Freunde dort und schätze es sehr, dass diese Auszeichnung mir erlaubt, zu diesen zurückzukehren.»
Lifetime Achievement Award für Paul Schrader
Jedes Jahr vergibt das Zurich Film Festival Ehrenpreise an herausragende Filmschaffende, deren Werke die Filmgeschichte geprägt haben. Nun zeichnet das Festival den Regisseur und Drehbuchautor Paul Schrader mit dem Lifetime Achievement Award für sein Lebenswerk aus. Die 75-jährige Ikone des «New Hollywood» wird den Preis am Freitag, 1. Oktober im Kongresshaus persönlich entgegennehmen und seinen neuen Film «The Card Counter» vorstellen, bei dem er für Drehbuch und Regie verantwortlich zeichnet. Der Neo-Noir mit einem überragenden Oscar Isaac in der Hauptrolle des Irak-Veteranen William Tell behandelt Schraders ewige Themen von Schuld und Erlösung und führt atmosphärisch dicht hinein in die Schattenwelt der Pokerspieler und Zocker.
«Es ist für mich ein cinéphiler Traum, Paul Schrader am ZFF auszeichnen zu können. Paul macht amerikanisches Kino, wie wir es lieben: Unterhaltsam und sozialkritisch zugleich», erklärt Christian Jungen, Artistic Director. «Wie kaum ein zweiter vermag er verstörende Antihelden auf der Suche nach Erlösung wie Travis Bickle in «Taxi Driver» oder den von Oscar Isaac verkörperten Pokerspieler William in «The Card Counter» zu schaffen, die einen weiter über das Kinoerlebnis hinaus in Erinnerung bleiben. Paul ist einer der ganz grossen Meister Hollywoods, der auch etwas aus seinem bewegten Leben zu erzählen hat, weshalb wir uns alle auf die ZFF Masters mit ihm freuen.»