Careless Crime
Ein Film über das Phänomen Kino.
Shahram Mokri fasziniert es, mit der Sprache des Films zu spielen: Was wäre, wenn? Seine Filme sind immer auch ein Konjunktiv. Das war bei «Fish&Cat» (2013) so, bei dem er vor Augen führte, dass man einen ganzen Spielfilm in einer einzigen Einstellung erzählen und trotzdem die Zeitachse verlassen kann. Für «Careless Crime» hat er das Kino als realen Raum der Vorführung und das Kino als Erzählraum der Verführung ins Zentrum von Betrachtung und Handlung gestellt: Wir sind alle Gefangene im Kino.
Shahram Mokri wurde 1978 in Kermanshah im Iran geboren und hat an der Universität Sooreh in Teheran Film studiert. Seit 2000 hat er über 20 Kurz- und Dokumentarfilme realisiert und an 8 TV-Serien mitgearbeitet. Mit seinen Kurzfilmen ebenso wie mit seinem ersten Langfilm Ashkan, The Charmed Ring And Other Stories erlangte Shahram Mokri internationale Anerkennung. Für seinen zweiten Spielfilm Fish & Cat wurde er auf den 70. Filmfestspielen in Venedig mit dem Orrizonti-Preis geehrt. Invasion, sein dritter Spielfilm, wurde in der Panorama-Sektion an der Berlinale 2017 gezeigt.
Zum Film
Während des Aufstandes, der zum Sturz des Schahs führte, setzten Demonstranten im Iran als Widerstand gegen die westliche Kultur Kinos in Brand; in einem Fall starben 478 Menschen. 40 Jahre sind vergangen, und im heutigen Iran beschliessen vier Personen, ebenfalls ein Kino niederzubrennen. Ihr Ziel ist ein Kino, in dem ein Film über eine nicht explodierte Rakete gezeigt wird. Treffen sich Vergangenheit und Gegenwart?
Stimmen
«Shahram Mokri zählt zu den spannendsten Cineasten der Gegenwart. Während andere Filmschaffende das Prinzip des endlosen Plan séquence verwenden, um eine lineare Handlung in einem atemlosen Zug zu erzählen, gelang Mokri in seinen One-Take-Filmen Fish & Cat (2013) und Invasion (2018) das Kunststück, die Linearität der Erzählzeit von der Linearität der erzählten Zeit abzukoppeln: Ereignisse wiederholen sich, aus unterschiedlichen Perspektiven, ohne dass je geschnitten würde. In seinem neuen Film Careless Crime (2020) verzichtet Mokri zwar auf das Prinzip des One-Take, doch die erzählerischen Schleifen sind geblieben und werden obendrein mit verschiedenen Wirklichkeitsebenen verwoben.» – Michel Bodmer, Filmpodium Zürich
Text: Trigon