CH -Kino l O mein Papa
Felice Zenoni ist ein sensibles Künstlerporträt geglückt, das ein bedeutendes Stück musikalische Zeitgeschichte gekonnt festhält. 8 von 10 Filmperlen
«O mein Papa» machte den Schweizer Komponisten Paul Burkhard in den 50er-Jahren weltberühmt – und zugleich unsterblich. Ausgehend von diesem Evergreen begibt sich der Schweizer Filmemacher Felice Zenoni mit seinem Dokumentarfilm “O mein Papa” auf die Suche nach den weniger bekannten Schätzen in Burkhards Nachlass. Weggefährten wie Hugo Loetscher, Werner Düggelin, Maria Becker und Ettore Cella erinnern sich in Interviews an ihren aussergewöhnlichen Kollegen. Aktuelle Schweizer Sänger wie Michael von der Heide, Dodo Hug oder Leonard interpretieren einige von Burkhards Liedern im Film neu und stellen damit die Unvergänglichkeit seiner Melodien unter Beweis.
Kritik
“Ein schwerer Weg steht mir bevor, ich muss zu einem Stil kommen, der grosse Volkstümlichkeit mit bester Kunstarbeit vereint.” (Tagebuchnotiz von Paul Burkhard)
Paul Burkhard? Das war doch der Komponist von „O mein Papa, nicht wahr?“. Für Junge klingt allein der Titel verdächtig nach verstaubter Nostalgie. Fragt man ältere Zeitgenossen, so fällt auf, dass das Werk dieses Künstlers mehrheitlich auf dieses eine Lied reduziert wird. Doch damit tut man diesem äusserst vielseitigen Schweizer Künstler unrecht. In seinem neuesten Dokumentarfilm gelingt es Felice Zenoni auf einfühlsame Weise, uns sowohl den Künstler wie auch die Privatperson Paul Burkhard nahe zu bringen. Aus einer Fülle von Archivmaterial, Tagebuchnotizen, Photos und Schmalfilm Aufnahmen zeichnet Zenoni ein beeindruckendes Porträt dieses sensiblen und charismatischen Komponisten. Viel Raum lässt der Regisseur den musikalischen (Neu) Interpretationen von Burhard’s Repertoire durch bekannte Musiker wie Toni Vescoli oder Nubya. Ein geschickter dramaturgischer Schachzug, denn bei soviel Blues und Jazz wippt auch das junge Knie im Takt. Und das Werk dieses begabten Schweizers wird einem auf unterhaltsame Weise näher gebracht. O MEIN PAPA – ein volkstümliches Thema zeitgemäss und in bester Regiearbeit aufbereitet.
Isabella Fischer