CH Kino | November
Der November gilt im Xenix der französischen Schauspielerin Sandrine Bonnaire, dem englischen Regisseur Danny Boyle und daneben werden einige spannende Dokumentarfilme gezeigt.
Programmvorschau November 2010
Das Lächeln der Sandrine Bonnaire
Sehr oft lacht die französische Schauspielerin Sandrine Bonnaire nicht auf der Kinoleinwand. Doch wenn immer sich ihr Lächeln mit den so eigenen Grübchen in ihrem Gesicht ausbreitet, blitzt die Menschlichkeit ihrer Figuren auf. Und genau wie Suzanne, Mona, Jeanne oder Hélène in diesem einen Moment von jeglicher Sorge befreit sind, ergeht es auch uns in diesem befreienden Augenblick im Kinosaal. Für ihre physische Präsenz erhielt die Autodidaktin bereits in den Achtzigerjahren einen César als beste
Schauspielerin, Frankreichs wichtigsten Filmpreis, für zwei ihrer Rollen: Als Teenagerin Suzanne entdeckt sie als Sechzehnjährige in «A nos amours» (1983) von Maurice Pialat die erwachende Sexualität, und als Mona streunt sie in «Sans toit ni loi» (1985) von Agnès Varda in einer zerschlissenen Lederjacke und mit strähnigem Haar durch die französische Provinz. Danach arbeitete sie mehrmals mit den französischen Grössen Jacques Rivette, Claude Chabrol, Claude Sautet und Patrice Lecompte zusammen, spielt Frankreichs Nationalheldin Jeanne d’Arc («Jeanne la Pucelle», 1988), mordet als verschupfte Haushälterin («La cérémonie», 1995) oder fantasiert im Gespräch mit einem Fremden ein anderes Leben aus («Confidences trop intimes», 2004). Neben diesen zentralen Werken des französischen Kinos umfasst unsere Hommage an eine der interessantesten Schauspielerinnen verschiedene Premieren: das historische Drama «Est-Ouest» (1999) von Régis Wargnier, die emanzipatorische Feel-Good
Selbstbefreiungsgeschichte «Joueuse» (2009) von Caroline Bottaro und vor allem Sandrine Bonnaires
eigene dokumentarische Arbeit «Elle s’appelle Sabine» (2007) über ihre autistische Schwester.
Danny Boyle – Take the Money and Life!
Die Jagd nach Geld und Glück in unserer konsumforcierten Welt zieht sich wie ein roter Faden durch das Werk des englischen Regisseurs Danny Boyle. 1956 in einer Familie mit irischen Wurzeln geboren, wuchs er in einem streng katholischen Umfeld auf – seine Mutter hätte sich gewünscht, er würde Pfarrer. Doch statt eines Theologiestudiums absolvierte er eine Ausbildung als Dramaturg und begann seine Karriere im Theater. Neben dem Widerstreit zwischen Materialismus und Idealismus sind seine Filme immer durch ihre aktuelle Gegenwart geprägt. So steht sein Zweitling «Trainspotting» (1996) in seiner Ästhetik und mit seiner Musik idealtypisch für die Neunzigerjahre. Dieser Kulthit, mit dem auch Ewan McGregor der internationale Durchbruch gelang, öffnete Danny Boyle Tür und Tor in Hollywood, wo er die angebotenen Drehbücher sehr bewusst auswählte und es nach der Arbeit mit riesigen Produktionsbudgets wie für «The Beach» (2000) mit Leonardo de Caprio vorzog, erneut auch mit wenig Geld und unbekannten DarstellerInnen zu drehen: «28 Days Later» (2002) oder «Slumdog Millionaire» (2008).
Srebrenica – das Leben danach
Bereits sind fünfzehn Jahre seit dem Massenmord während des Bosnienkrieges vergangen. Doch die schlimmen Geschehnisse haben bis heute Spuren hinterlassen, und die Frage, wie so etwas möglich war, stellt sich noch heute. In einem Doppelprogramm zeigen wir den Dokumentarfilm «SEBRENICA 360°» und als Premiere den Spielfilm «Ordinary People» (2009). Die beiden Schweizer Dokumentarfilmerinnen Conny Kipfer und Renate Metzger-Breitenfellner suchen in «SEBRENICA 360°» Menschen in Bosnien auf, und lassen sie von ihrem Leben heute erzählen. Der 1976 in Belgrad geborene Regisseur Vladimir Perisic widmet sich in seinem Erstling «Ordinary People» den Tätern und geht der unbequemen Frage nach: Wie würde ich mich selber in einer solchen Situation verhalten?
Am Donnerstag, 11. November, 19.15 Uhr führt die Historikerin Mira Duronjic ein Gespräch mit Conny Kipfer und
Renate Metzger-Breitenfellner.
Kurz und Knapp und Premiere Ander: Neues aus dem Baskenland
12.10.10 15:46
In ihrem zweiten Kurz-und-Knapp-Programm im Kino Xenix zeigen die KuratorInnen baskische Kurzfilme. War das Filmschaffen des Baskenlandes in seiner Tradition politisch geprägt, sucht eine neue Generation von FilmemacherInnen universelle Geschichten in ihrer eigenen Erfahrungswelt und der Fantasie, die sie in
Komödien, Satiren und in Animationsfilmen umsetzt. Ergänzend zeigen wir das Langspiel-Erstlingswerk «Ander» (2009) von Roberto Castón als sechste Premiere im Novemberprogramm. In seinem «baskischen Brokeback Mountain» zeigt der junge Regisseur subtil und mit grosser Beobachtungsgabe, wie der Bergbauer Ander seine Liebe gegen die Homophobie der ländlichen Umgebung verteidigt.
Dokfilm: Premiere Mañana al mar
Ein Stadtstrand Barcelonas im eisigen Winter – und dennoch kein verlassener Ort. Konzentriert auf einen
Strandkilometer gelingt Dokumentarfilmerin Ines Thomsen das Porträt dreier Menschen, ein Stimmungsbild des Alterns und der Lebensfreude am Meer.
Kinderkino: Petterson & Findus
Im allerersten Petterson-&-Findus-Kinofilm aus dem Jahr 1999 werden der schrullige Erfinder und der freche kleine Kater beim Eissegeln und Schlittschuhlaufen von einem Sturm überrascht. Im als Schutz gebauten Iglu rufen sich die beiden Erinnerungen an vergangene Erlebnisse wach. Charmant liebevoller Zeichentrickfilm für Kinder ab 6 Jahren.