Everything Will Change
Eine Zukunftsfabel voller wissenschaftlicher Fakten zum Artensterben, die das Menschsein anspruchsvoll und unterhaltsam reflektiert.
Der abenteuerliche Road-Trip von drei Freunden spielt im Jahr 2054, in dem sie in einer sterilen, betonierten Welt leben. Als sie erfahren, dass ihr Planet einst von reicher, bunter Schönheit geprägt war, machen sie sich auf eine Reise, um Antworten auf ihre immer grösser werdenden Fragen zu suchen: «Was ist Giraffe? Und warum sind die Tiere verschwunden, die es mal gab?» Die Suche führt in die 2020er Jahre – der letzten, verpassten Chance des Planeten.
Everything Will Change | Synopsis
In einem dystopischen Jahr 2054 begeben sich drei junge Rebellen auf eine Reise, um Spuren der längst verlorenen Schönheit der Natur zu finden, in der Hoffnung herauszufinden, was mit ihrem Planeten passiert ist. Die Antwort liegt in der Vergangenheit und als sie den Schlüssel zu einem Jahrzehnt finden – den 2020er Jahren – als eine bunte Zukunft noch möglich war, ändert sich alles. In diesem ungewöhnlichen Roadmovie trifft Fiktion auf wissenschaftliche Fakten, um die dringlichste Frage unserer Zeit zu untersuchen: Das Artensterben.
Everything Will Change | Stimmen
«Der Film ist eine dieser Offenbarungen, die dich dazu bringt, aufzustehen und etwas zu tun.» – Wim Wenders | «Alles in allem ist Persiels Film ein bedeutungsvoller und notwendiger Film, da er zumindest teilweise von den klassischen Strukturen und stilistischen Entscheidungen anderer Umweltdokumentationen abweicht und den Zuschauer dazu bringt, echte Gefühle der Beunruhigung und Ernüchterung zu erleben.» – Davide Abbatescianni, Cineuropa | «‹Everything Will Change› ist Kino als Aktivismus.» – Tim Dams, Variety
Rezension
von Rolf Breiner
Öde Landschaften, eine in Rot getauchte Wüste. Die Erde ist verkommen. Im Jahr 2054 ist sie nicht wieder zu erkennen. Drei junge Leute stossen auf Bilder, Erinnerungen. Ihre Neugierde ist geweckt. Was sind das für Pflanzen? Eine Giraffe – nie gesehen. Sie machen sich on the Road in einem Mercedes-Oldie. Ben (Noah Saavedra), Fini (Paul G. Raymond) und Cherry (Jessamine-Bliss Bell) stossen auf eine vergessene Welt, die einmal farbenfroh, vielfältig und lebendig war. Was ist geschehen? Was ist falsch gelaufen? Die Vergangenheit ist verschüttet, die Gegenwart trostlos. Das Trio trifft auf Wissenschaftler:innen und Zeugen, die noch eine andere lebhafte Welt kennen. Und die weisen auf eine Fehl- und Selbstüberschätzung hin – wie der Schweizer Filmer Markus Imhoof («More Than Honey»): «Nur der dümmste Parasit würde seinen Wirt töten, weil er diesen zum Überleben braucht. Und wir sind die Parasiten der Natur, aber uns ist es egal, ob unser Wirt am Ende stirbt oder nicht.» Die drei Freunde fragen sich: Ist diese Entwicklung nicht aufzuhalten, kann sie rückgängig gemacht werden?
Eine schöne Zeit
Die Chance war greifbar – heute, aber sie wurde vertan. Zeitzeuge Professor Rudolfo Dirzo, Wissenschaftler für die Erhaltung von Spezies, bemerkt: «Zu Beginn des 21. Jahrhunderts gab es auf der Erde die grösste Artenvielfalt, die der Planet je hatte. Es war eine schöne Zeit. Wir hatten so viele Gefährten, wie wir es uns nie hätten träumen lassen.» Der Biologe Prof. Thomas E. Lovejoy resümiert: «Rückblickend lässt sich sagen, dass während eines Zeitraums von circa 30 Jahren die Menschen noch hätten handeln können, dann wäre ein Grossteil der Arten gerettet worden. Aber wir waren zu sehr mit uns selbst beschäftigt. Wir wussten einfach die Bedeutung des restlichen Lebens auf unserer Erde nicht zu schätzen.»
Hymne auf Gestern und Heute
Und das ist das Anliegen des ausserordentlichen Films «Everything Will Change» von Marten Persiel: Wehret den Anfängen! Die Zeichen einer Natur- und Klima-Apokalypse müssen nicht nur benannt, sondern auch bekämpft werden. In eindrücklichen Dokumentarbildern stimmt der Film eine Hymne auf die Wildnis, auf die Vielfalt an – und mahnt. Nicht mit erhobenem Zeigefinger, sondern klug und bewegend. Er spricht Verstand und Gefühle an. Mahner wie der Agraringenieur Cary Fowler müssten breites Gehör finden: «Ich glaube, dass zukünftige Generationen das Artensterben als ein Verbrechen gegen die Menschheit bezeichnen werden. Ganz sicher ist es ein Verbrechen gegen unseren Planeten.»
Zwischen Science und Fiction
Der Film des Berliners Persiel pendelt zwischen Science und Fiction, ist Appell und Naturdokument zugleich. Der Mensch hat es noch in der Hand. Erkennt er die letzte Chance? Filmer Wim Wenders («Der Himmel über Berlin») ist skeptisch: «Die Evolution ist grossartig, keine Frage. Aber uns wurde etwas mitgegeben, das man sonst nirgends findet: Ein Bewusstsein. Das ist Fluch und Segen zugleich. Die Selbstreflexion.» Persiels dokumentarischer Spielfilm trifft den Nerv der Zeit und befeuert Umwelt- und Naturbewusstsein.
Fazit: Krisen, Krieg, Klima, Katastrophen. Ist die Welt noch zu retten? Der Filmer Marten Persiel unternimmt eine Zeitreise – von der Zukunft in die Gegenwart. Seine Bilder zwischen Science und Fiction mahnen und bewegen: «Everything Will Change». Wie lange gibt es noch Giraffen, bunte Wiesen, Artenvielfalt? Der blühenden Fantasie sind unerbittliche Grenzen gesetzt, die Realität holt sie ein und überholt sie.
Geboren 1974 in Deutschland, studiert Marten Persiel Regie und Drehbuch an der Westminster University London. Er ist Kosmopolit, Surfer, Naturliebhaber, Drehbuchautor und Filmregisseur. Unverschönerte Bilder, ein ständiger Hauch von Abenteuer und eine enge Verbindung zu seinen Charakteren bestimmen seinen Stil, der in seinem Debütfilm «This ain’t California» (2012) voll zum Ausdruck kommt. Der Film wurde weltweit ausgezeichnet, unter anderem bei der Berlinale als Bester Film in der Sektion ‹Perspektive Deutsches Kino›, Publikumspreis der Warschauer Filmfestspiele und viele mehr. 2013 erhielt er eine Einladung zum Artist-in-Residence-Programm der Villa Aurora in LA, wo er die Recherche für sein Herzensprojekt «Everything Will Change» (2021) begann. In 2014 sass er in der Jury des Grazer Filmfestivals.