Fast Food Nation
- Publiziert am 28. April 2007
Big Business rund um Big Burgers und Happy Meals. Keine leichtverdauliche Kost, die uns Linklater auf der Leinwand serviert. Und glücklich macht sie schon gar nicht, aber hoffentlich nachdenklich. 7 von 10 Filmperlen.
Synopsis: Don Henderson, Marketing Executive der Restaurant-Kette „Mickey’s Fast Food“, hat ein Problem. Im Bestseller „The Big One“ wurde kontaminiertes Fleisch gefunden. Um die Gründe herauszufinden unternimmt Henderson eine Reise hinter die Kulissen der amerikanischen Fast Food Industrie. Ausserhalb der behaglichen Sitzungszimmern seiner Firma in Südkalifornien trifft er auf einförmige Einkaufszentren mit einförmigen Fressbuden, endlos erscheinende Gehege mit eingepferchtem Schlachtvieh, illegale mexikanische Einwanderer, die wie Sklaven in den Schlachthäusern des Mittleren Westen schuften. Auf seiner Reise zur Fleischfabrik in Colorado wird er sich der Dimensionen dieses Fast Food Geschäfts bewusst. Obwohl nach aussen hin die Schlachthäuser hygienische Perfektion ausstrahlen, beginnt Henderson auf eigene Faust zu forschen. Und stösst auf erschreckende Tatsachen…
Kritik: „From time to time we all have to eat shit.“ (Bruce Willis in einer kurzen Gastrolle). FAST FOOD NATION ist ein Film über die Schattenseiten von Super-Size Burgers, Whoppers und Happy Meals, die in jeder Hinsicht widerlich sind. Immer billiger, immer grösser, immer schneller – was sich die Nation täglich zwischen die Zähne schiebt geht nicht nur auf Kosten der Qualität, sondern hat auch die Ausbeutung von Mensch und Tier zur Folge.
Die wortwörtlich „dreckigen“ Machenschaften einer von Profit getriebenen Industrie stehen im Zentrum von Linklaters Charakterstudie über das Leben hinter Facts&Figures der Fast Food-Industrie. Diese unappetitliche Fiktion basiert auf Recherchen des amerikanischen Bestseller Autors Eric Schlosser (Fast Food Nation: The Dark Side Of The All American Meal). Linklater thematisiert die unterschiedlichen Rollen im Fast Food Geschäft. Der Marketing Verantwortliche Henderson (Greg Kinnear), der trotz aufkommender Zweifel das üble Spiel mitspielt, Jugendliche, die sich gegen die Industrie auflehnen, mexikanische Schlepper und illegale Arbeitskräfte, ein Rancher (Kris Kristofferson), der sich gegen Landenteignung zur Wehr setzt. Hier liegt die einzige (formale) Schwäche dieses Films; viele Hintergründe und Schicksale, in einzelne Episoden verpackt. Ein Puzzle, dessen Teile nicht so recht ineinander passen.
Die Stärke des Films liegt in der konsequenten und ungeschönten Darstellung des Big Business rund um die Big Macs. Kontinuierlich steigern sich abstossende Details; vom verbalen Zynismus der Industrie („wenn Kinder an Burgern sterben ist es schlecht für das Business“) bis zur industriellen Abschlachtung von Kühen. Wie war das doch gleich mit Fäkalbakterien im Hamburger? „Just cook it, than you’ll be fine!” (Bruce Willis zu Henderson) (IF)