FIFF 2016 | «The Revolution won't be televised»
2011 vereinte sich die senegalesische Jugend, um den Präsidenten Abdoulaye Wade zu stürzen. Filmemacherin Rama Thiaw taucht ein in den Alltag der Rapper Thiat und Kilifeu und befragt sie zu ihrem Einfluss bei der Mobilisierung junger AfrikanerInnen gegen den Präsidenten.
«Wir haben die Schnauze voll»
Alte Männer, die brutal und unnachgiebig an ihrer Rolle als Staatsoberhäupter festhalten, sind in vielen Ländern Afrikas zu kolossalen Feindbildern herangereift – so auch in Senegal. Als der senegalesische Präsident Abdoulaye Wade 2011 erneut kandidieren wollte, formierte sich der Widerstand auf der Strasse. Ein paar Schulfreunde der jungen Regisseurin Rama Thiaw gründeten die Bewegung «Y’en a marre» («Wir haben die Schnauze voll»), unter ihnen die Rapper Thiat und Kilifeu. Rama Thiaw beginnt mit ihrer Kamera, die Ereignisse aus der Innensicht zu dokumentieren: Meetings, Kampagnen, Verhaftungen, Konzerte, Erschöpfungszustände, Reisen.
Zwei Drittel sind weniger als 25 Jahre jung
Über mehrere Jahre ist das mitreissende Porträt einer jugendlichen Protestbewegung entstanden, der auch unabhängige Beobachter die Rolle des «Königsmachers» bei der letzten Wahl zugeschrieben haben (Berlinale 2016). Rama Thiaw zeigt die Rapper und ihr Umfeld aus einer Nähe, welche mit kinematografischer Raffinesse einen Raum und Rahmen für die heiklen Konflikte zwischen Musik und Politik, Strasse und Staat gewährt. «The Revolution Won’t Be Televised» ist ein Film über ein Land im Umbruch, in dem zwei Drittel der Bevölkerung unter 25 Jahre alt sind – und sich nach einem Neubeginn sehnen.
Bio/Filmografie Rama Thiaw
Geboren 1978 in Nouakchott, Mauretanien. Sie studierte zunächst Wirtschaftswissenschaften, weil sie besser verstehen wollte, was in ihrer Heimat falsch lief. Anschliessend Filmstudium in Paris, weil sie erkannte, dass sie die grosse Masse nur mit Bildern würde erreichen können. Derzeit ist Rama Thiaw als Autorin, Regisseurin und Produzentin für die senegalesische Filmproduktion Boul Fallé Images tätig. Nach ihrem Erstling «Boul Fallé, the Wrestling Way» (2009, 71min) ist «The Revolution Won’t Be Televised» (2016, 110min) Rama Thiaws zweiter Film. Er wurde an der Berlinale 2016 mit dem internationalen Kritikerpreis Fipresci ausgezeichnet.