Filmfestival Locarno 2016 | Game Over | Die persönlichen Sieger von art-tv.ch
- Publiziert am 13. August 2016
Gold – Silber – Bronze: Das 69. Festival del Film Locarno ist Geschichte. 279 Filme wurden gezeigt. Der Gewinnerfilm heisst «Godless» und stammt von der bulgarischen Regisseurin Ralitza Petrova. art-tv.ch präsentiert zum Abschluss seine persönlichen Favoriten als (fiktive) Sieger.
Bei einer Auswahl von 280 Filmen ist es eigentlich unmöglich, vom besten Spielfilm oder vom besten Dokumentarfilm zu sprechen. Wir machen es trotzdem. Diese sechs Filme haben uns besonders beeindruckt:
Fiktion Gold: «Late Shift» (Regie: Tobias Weber)
In diesem Film wird Kinogeschichte geschrieben. Der erste interaktive Kinofilm der Welt ist nicht nur technisch perfekt, sondern auch künstlerisch gelungen. Und das alles erst noch «Made in Switzerland». Mehr dazu in unserem separaten Artikel.
Fiktion Silber: «O Ornitólogo» (Regie: João Pedro Rodrigues)
Bei diesem Film weiss man nicht, ob es sich um ein Meisterwerk oder um pseudopsychedelischen Unsinn handelt. art-tv gefällt der Film. Er liefert Bilder und Szenen, die sich ins Gedächtnis einprägen. Und das in einer Zeit, die uns mit digitalen Bildern überflutet.
Fiktion Bronze: «La Femme et le TVG» (Regie: Timo von Gunten)
Dieser Film ist voller Herz und Charme. Mit 30 Minuten Spiellänge zeigt er, dass es für eine gute Geschichte nicht zwei Stunden oder mehr braucht – eine Wohltat bei den vielen überlangen Filmen im diesjährigen Festivalprogramm. Zudem war der Auftritt von Jane Birkin, die in «La Femme et le TVG» die Hauptrolle spielt, der vielleicht berührendste Moment des Festivals auf der Piazza Grande.
Dok Gold: «Une jeune fille de 90 ans» (Regie: Valeria Bruni Tedeschi, Yann Coridian)
Für art-tv «der Film» des Festivals schlechthin. Er begleitet den Choreografen Thierry Thieu Niang, der in einem Altersheim mit alzheimerkranken Senioren tanzt. Die Geschichte der 92-jährigen Blanche Moreau, die sich in Thierry verliebt, ist umwerfend. Die Bilder der Tanzenden sind voller Schönheit und Wehmut.
Dok Silber: «Komunia» (Regie: Ann Zamecka)
Der Siegerfilm der Jury der Sektion «Semaine de la critique» ist auch unser Sieger. Die Dokumentation über das 14-jährige Mädchen Ola, das sich um ihren verhaltensauffälligen Vater und ihren autistischen Bruder kümmern muss und die ausser Haus lebende Mutter ersetzt, geht unter die Haut.
Dok Bronze: «Jean Ziegler, l’optimisme de la volonté» (Regie: Nicolas Wadimoff)
Der Film zeichnet ein stimmiges Bild von Jean Ziegler und seiner Lebenspartnerin. Zieglers Einstellung gegenüber Kuba und seiner Revolution mag naiv und ziemlich verblendet erscheinen, aber man spürt, da zeigt jemand Haltung und Überzeugung. Auch wenn man Fidel und Co. wesentlich kritischer gegenübersteht als Jean Ziegler – nach Wadimoffs Film muss man den ewigen Kämpfer für soziale Gerechtigkeit einfach mögen.