Filmtip | Lemon Tree
art-tv Tip Intelligent-unterhaltsames Drama von “The Syrian-Bride”-Regisseur Eran Riklis. An der Berliniale mit dem “Panorama-Preis” ausgezeichnet.
Synopsis: Die palästinensische Witwe Salma (Hiam Abbass) lebt in der Westbank, unmittelbar an der Grenze zum Nachbarland Israel. Dort bewirtschaftet sie einen Zitronenhain, den ihr Vater vor 50 Jahren pflanzte. Sie fühlt sich tief verwurzelt mit ihrer Heimat, so wie ihre Bäume. Da zieht der israelische Verteidigungsminister Navon (Doron Tavory) in das neue Haus, das direkt hinter ihrem Hain steht. Der Hain soll plötzlich abgeholzt werden, da er anscheinend ein Sicherheitsrisiko bedeutet. Salma und der junge palästinensische Anwalt Ziad Daud (Ali Suliman) wollen dies mit allen Mitteln verhindern und ziehen die Angelegenheit bis vor den Obersten Gerichtshof Israels. Salmas Odysee verursacht darauf ein teilweise bedrückendes, teilweise absurdes Chaos in einem Alltag, der ohnehin schon konfliktgeladen ist …
Kritik: Wie bereits im weltweit erfolgreichen Film “Die syrische Braut”, ebenfalls inszeniert von Regisseur Eran Riklis, spielt in “Lemon Tree” die umwerfend realistisch mimende Hiam Abbass die Hauptrolle. Sie und ihre israelische “Gegenspielerin” Mira (Rona Lipaz), die im Gegensatz zu ihrem Ehemann viel Verständnis für Selma aufbringt, sind das Herzstück des Films. Der Plot mag etwas gar märchenhaft daherkommen, aber die beiden Frauen und die anderen Darsteller tragen viel dazu bei, dass die konfliktreiche Handlung glaubwürdig erscheint. Die wenigen melodramatischen Momente, eine nicht ganz nachvollziehbare Lovestory, werden von Riklis geschickt bis zum Rande des Kitsches geführt. Dass er diese Grenze nicht überschreitet, ist eine Meisterleistung. Der israelische Regisseur beweist zudem mit “Lemon Tree”, dass man auch mit aktuellen, “heissen” Themen intelligent-unterhaltsames Kino machen kann …
Ein Umstand, der auch bei vielen anderen neueren israelischen Filmen zutrifft, wie die Reihe “Neue Weltsicht” am 4. Zurich Film Festival gezeigt hat.
Benny Furth