Kino | A Nightmare on Elm Street
«Eins, zwei, Freddy kommt vorbei»: Das 2010er Remake des erfolgreichen Horrorklassikers besticht durch düsteres Ambiente und jede Menge blass gespielte, schreiende Teenies.
Synopsis: Wer einschläft, stirbt! Fünf Teenager werden nachts in ihren Träumen immer vom selben Mann mit ausgebeultem Hut, verbrannten Gesicht und messerbestücktem Handschuh heimgesucht. Zunächst scheint der kollektive Albtraum noch harmlos – kann man sich ihm doch durch Aufwachen entziehen. Als jedoch einer der Teenager grausam ums Leben kommt, wird klar, dass das schreckliche Treiben bittere Realität ist. Schutz vor Freddy Krueger, so der Name des Wahnsinnigen, finden die Überlebenden nur, indem sie sich gegenseitig wach halten. Vom zunehmenden Schlafentzug gezeichnet, versuchen sie herauszubekommen, wie sie in dieses entsetzliche Horrorszenario gelangen konnten. Dabei kommt eine seit Jahren verdrängte Schuld ans Licht. Stars: Nach acht «Freddy»-Teilen mit dem großartigen Robert Englund in der Hauptrolle daraufhin den neunten Teil neu zu besetzen, grenzt eigentlich an Blasphemie. Doch Jackie Earl Haley, der Neue, macht seine Sache überraschend gut. Dass er bisweilen farblos wirkt und seine schwarzhumorige Attitüde selten zur Geltung kommt, liegt dann auch vielmehr an der Dramaturgie, als an seiner Darstellung. Der übrige Cast ist nicht der Rede wert: das übliche, aus schlechten Serien geholte Teenie-Konglomerat mit den Hauptaufgaben schreien, flüchten, qualvoll ermordet werden, erwartet den Zuschauer. Regie & Crew: Würde der fehlende Bezug zu den alten Teilen doch wenigstens durch den Meister Wes Craven wieder hergestellt werden! Aber nein, auch hier ein Neuer, der auch noch sein Debüt gibt: Werbefilmer Samuel Bayer wagt sich an ein Heiligtum der Horrorfilmszene – und transformiert es (erfolgreich?) in ein beliebiges 90er/00er-Jahre Gruselprodukt. Das wundert kaum, denn Michael Bay, ausgewiesener Experte für mittelmäßige Horrorremakes («Chainsaw», «Freitag der 13.») gibt den Produzenten.
art-tv-Wertung: Einerseits ist es ja nachvollziehbar: Der allererste «Freddy»-Teil ist nun schon 26 Jahre her und es ist an der Zeit, die Ausgangsstory mit den aktuellsten Möglichkeiten der Filmtechnik dem jüngeren Publikum neu zu präsentieren. Andererseits bricht es alten Fans der Reihe einfach das Herz, den mittlerweile zur Ikone gereiften Klassiker im Sumpf der immergleichen 08/15-Metzelstreifen versinken zu sehen. Der eigentlich nicht übel präsentierte Freddy verblasst nicht nur im Vergleich zum ungleich vielgestaltigeren, humorvolleren und gruseligeren Vorbild, sondern vor allem angesichts einer unglaublich vorhersehbaren Dramaturgie. Die Schockerzeugung ist zwar effektvoll in Szene gesetzt und bedient sich dabei vor allem einer akustisch beeindruckenden Kulisse, ist dabei aber in keiner Weise überraschend oder gar innovativ. Das Problem des Films ist seine mangelnde Konsequenz: Für einen ordentlichen Splatter-Freddy fließt einfach zuwenig Blut und fliegen nicht genügend Körperteile – denn in genau diesen Szenen entfaltet sich das ganze Potential der Story. Und für eine Neu-Interpretation der klassischen Figur Freddy á la Dark Knight fehlt es an Charakter, Tiefgang und vor allem an Humor. Denn der neue Freddy Krueger taucht, meist spektakulär aber absehbar, aus dem Nichts auf, und sagt dann meist eine abgedroschene Zeile auf, die weder lustig noch angsteinflössend ist, sondern nur lächerlich. Ein Lob hingegen hat die Szenerie und Kulisse verdient. Zwar hätte man die grausige Dämmrigkeit halbdunkler Gänge und die postapokalyptische Atmosphäre alter Industrieanlagen noch ausbauen können, doch kann die erzeugte Stimmung zumindest zeitweise große Teile des Films retten. Fazit: Wer die Geschichte um Freddy Krueger noch nicht kennt, wird einen gut schockierenden Film zu sehen bekommen – bei allen anderen wird der Vergleich zu den alten Teilen wohl etwas Enttäuschung hervorrufen.
Maximilian Haase