Kino | Cargo
Der Schweizer Science-Fiction-Film «Cargo» sorgt zwar für Abwechslung, Spannung und krude Gegebenheiten, doch ganz zu überzeugen vermag er nicht.
Synopsis: Seit dem vermaledeiten Ökosystem-Kollaps der Erde lebt der grösste Teil der Menschheit nun im All. Nicht wirklich glücklich in hoffungslos überfüllten Raumstationen, sind aber immerhin alle noch am Leben. Die einzige Hoffnung, diesem Chaos zu entkommen, bietet Rhea, ein paradiesischer Planet, fünf Lichtjahre von der Erde entfernt. Die Geschichte von «Cargo» spielt auf dem heruntergekommenen Raumfrachter Kassandra, der auf seinem Weg zur abgelegenen Station 42 unterwegs ist. Die junge Ärztin Laura Portmann (Anna Katharina Schwabroh) ist als einzige Person wach an Bord. Der Rest der Besatzung befindet sich tiefgefroren im Kälteschlaf. Lauras einziges Ziel besteht darin, auf Rhea leben zu können, dafür braucht sie aber Geld und so kommt es, dass sie sich in der Kassandra wiederfindet. Erst in vier Monaten wird die junge Ärztin ihre lange Schicht überstanden haben. Während ihrer täglichen Kontrollgänge durch das gespenstisch leere Schiff hat Laura immer mehr das Gefühl, nicht alleine an Bord zu sein. Eine Erkundungsmission in den dunklen und eiskalten Frachtraum endet in einem Fiasko. Der Rest der Besatzung wird nun geweckt. Ein Katz- und Mausspiel beginnt, bei dem nichts so ist, wie es anfänglich erscheint. Was verbergen die geheimnisvollen Frachtcontainer? Stars: Die (Haupt-)Protagonisten Schwabroh und Rapold (Martin Rapold in der Rolle als Samuel Decker – ihn kennt man etwa aus «Snow White» oder «Achtung, fertig, Charlie!») harmonieren und machen ihre Sache ganz gut. Sie sind Dreh- und Angelpunkt des Films und müssen sich schauspielerisch immer wieder bewähren, immerhin sitzt ihnen Claude-Oliver Rudolph (in der Rolle als Igor Prokoff – bekannt aus «Dogs» oder «Das Boot») im Nacken. Auch Yangzom Brauen (Miyuki Yoshida), die in Hollywood Fuss gefasst hat, ist schauspielerisch eine Konkurrenz. Regie & Crew: Der Regisseur aus Winterthur, Ivan Engler, machte erste Studiumsschritte auf dem biologischen und medizinischen Parkett, ehe er sich dem Film zuwandte. Schon sein Diplomfilm «Nomina Domini» heimste an mehreren internationalen Filmfestivals Preise ein. art-tv-Wertung: Der Leinwand-Sci-Fi-Thriller geht über zwei Stunden, in denen der Film ab und zu absackt. Doch das heisst nicht, dass die Langeweile die Leinwand beherrscht. Abrupte Wendungen im Film, passende Musik (u.a. von «Yello»), gute Schauspieler und teils schöne Bilder machen «Cargo» sehenswert. Ein bisschen mehr Science Fiction hätte es aber werden können, sind doch die schönen, aussagekräftigen und zukunftsträchtigen Bilder übers Ganze gesehen (leider) Mangelware. Fazit: In «Cargo» finden endlich einmal die typischen Schweizer Klischees keinen Platz, das beruhigt und erquickt. Ob dies ein Fundament für den fruchtbaren helvetischen Science-Fiction-Boden darstellt, ist aber ungewiss.
Cyril Schicker