Kino | Chéri
Michelle Pfeiffer in einem Liebesfilm, der das Altern zum Hauptproblem macht.
Synopsis: Paris zur Zeit der Belle Epoque. Der erste Weltkrieg steht vor der Tür, doch der französische Adel spürt noch wenig von den gesellschaftlichen Unruhen. Es ist eine Welt für sich, in der sich hier die in die Jahre gekommenen Kurtisanen die Zeit vertreiben. Auf den zahlreichen Glücksmomenten, die sie in ihrer Karriere dem männlichen Adelsgeschlecht verschafft haben, können sie sich jetzt in Reichtum ausruhen. Eine der erfolgreichsten ist Léa de Lonval (Michelle Pfeiffer), die sich nun langsam in Rente begeben will. Bei einem gemütlichen Teekränzchen jedoch, bittet sie Madame Peloux (Kathy Bates), ihrem Sohn Fred, genannt Chéri (Rupert Friend), die Manieren eines Erwachsenen beizubringen. Chéri ist 19, äusserst attraktiv, dem Gelderwerb nicht gerade zugetan, dafür den luxuriösen Seiten des Lebens umso mehr. Von seiner Schönheit und einer Mischung aus Arroganz und Zärtlichkeit fasziniert, kann Léa dem Jüngling nicht widerstehen. Es entwickelt sich eine leidenschaftliche Liebesbeziehung, die nach sechs Jahren von Madame Peloux auf die Probe gestellt wird, denn sie will ihren Sohn mit der blutjungen Edmée (Felicity Jones) verheiraten. Stars: Nach einigen Jahren gibt es endlich ein Wiedersehen mit der erstaunlich strahlend gealterten Michelle Pfeiffer. Regie & Crew: Vom Kitchen-Sink-Drama («My Beautiful Laundrette») über die Film Noir-Hommage («The Grifters») bis zur Momentaufnahme einer Monarchin («The Queen») gelingt dem britischen Regisseur Stephan Frears die Gradwanderung zwischen den Genres in der Regel gut. Auch «Chéri», das 2008 im Berlinale-Wettbewerb lief, ist wieder anders als seine Vorgänger. Die auf zwei Kurzgeschichten der französischen Autorin Colette basierende Verfilmung mokiert sich über die damaligen Sitten, um ein Liebesränken der Geschlechter zu inszenieren.
art-tv-Wertung: Michelle Pfeiffer! Sie ist zurück, und wie, das muss man ihr lassen: strahlend schön, mit ihren 50 Jahren. Sie spielt Léa, eine in die Jahre gekommene Kurtisane erhobenen Hauptes – zunächst. Während Rupert Friend schon aufgrund seiner Figur nicht gerade der Sympathieträger ist, verzaubert Pfeiffer mit ihrer zu Beginn selbstbewusst und stolzen Art und Weise, den viel jüngeren Liebhaber an sich zu binden. Doch bald verliert die Geschichte ihren Reiz und die Klischees gewinnen die Überhand. Die Wendungen, die es gibt, sind voraussehbar, und das Liebesleiden der beiden langweilt mehr als dass es berührt. Vor allem deshalb, weil bald nicht mehr die schwierige Liebessituation, sondern das unabwendbare Problem des Alterns der Frau an sich im Vordergrund steht. Es wird geschwelgt in der Melancholie nach dem Wunsch des immer währenden Augenblickes. Schliesslich lässt sich die gute Léa genau davon dann übermannen, auch wenn sie stark genug ist, daraus die Konsequenzen zu ziehen. Allerdings: und das ist vielleicht nicht im Sinne von Pfeiffer gewesen, nimmt man ihr diese Rolle ab. Während die Tränen über ihrer (Botox-?) Lippen rollen, wenn sie über die Liebe zwischen Alt und Jung und den Schmerz, der ihr fortgeschrittenes Alter für sie mit sich bringt, philosophiert, könnte man meinen, es ist die für sie zu diesem Zeitpunkt passende Rolle. Ein Highlight jedoch liefert das Schauspiel von Kathy Bates, die in ihren schrillen Kostümen an eine Mozartkugel erinnert und deren überzeichnete Darstellung der Kurtisane für Fröhlichkeit sorgt. Fazit: Ein vor sich hin plätscherndes Liebesdrama, das uns zeigen will: Altern tut weh.
Isabel Bures