Kino | Copacabana
«Copacabana» ist das Portrait einer Frau und Mutter, die sich gegen jegliche Konventionen auflehnt, jedoch darunter leidet, ihrer Verschrobenheit wegen von der eigenen Tochter zurückgewiesen zu werden.
Synopsis: Sorglos und fröhlich! Babou (Isabelle Huppert) scheint mit ihrer Art absolut alles gelassen hinzunehmen. Eine feste Anstellung, einen Ehemann, Verantwortung … Wer braucht das schon? Als sich dann aber herausstellt, dass sich ihre eigene Tochter (Lolita Chammah) derart für sie und ihre verrückte Art schämt und sie nicht zu ihrer Hochzeit einladen möchte, beschliesst Babou, sich zu ändern. Tief in ihrem Mutterherzen getroffen, entschliesst sie sich, einen festen Job anzunehmen. So reist die heissblütige Babou ins frostige Ostende, um dort Anteilscheine an Ferienwohnungen zu verkaufen – und dies in der Nebensaison! Ganz und gar keine einfache Aufgabe … von den Mentalitätsunterschieden ganz zu schweigen. Stars: Isabelle Huppert und ihre leibliche Tochter Lolita Chammah, die ihre Rollen wunderbar authentisch spielen. Regie: Nach «La vie d’artiste» (2007) und dem Dokumentarfilm «Des Figurants» (2009) ist «Copacabana» nun der zweite Langspielfilm von Regisseur Marc Fitoussi.
art-tv-Wertug: Mutter und Tochter bringen in ihrer Gegenüberstellung auf meist tragikomische Art die gegensätzlichen Charakterzüge des jeweils anderen zum Vorschein. Dabei ergreift der Film nicht Partei, sondern zeigt menschliche Konturen auf, die sowohl Babou als auch Esmeralda sympathisch machen.
So gelingt dem Film eine zunächst unterhaltsame (Dis)harmonie von Mutter und Tochter. Doch Babous Probleme mit sich und der Welt führen trotz amüsanten Nebenhandlungen, inklusive einer seichten Sozialkritik am Arbeitsmilieu insgesamt zu einer dünnen Handlung, die ausgedehnt auf 105 Minuten auch Babou bald kaum noch erträglich macht. Ihre Missgeschicke und melancholischen Momente wiederholen sich, weshalb dem Film Dynamik und Humor abhanden kommen. Überzeugen tun eher die Filmbilder selbst sowie die Kameraführung (Hélène Louvart): Während Babou zu Beginn in der Unstetigkeit ihres Alltagslebens holprig mit der Handkamera erfasst wird, wird sie, angekommen in Ostende, wo sie ihr Leben in die «richtige Bahn» lenken will, in ruhigen und statischen Bildern aufgenommen. Die Handkamera kommt fortan immer dann zum Einsatz, wenn Babou entspannt und ganz sie selbst ist. Fazit: «Copacabana» erzählt humorvoll und einfühlsam über eine besondere Mutter-Tochter-Beziehung, die allerdings bald an Unterhaltungswert verliert.
Isabel Bures