Kino | Delta
Das Drama des von der Gemeinschaft verurteilten Aussenseiters spielt hier vor der eindrücklichen Landschaft des Donaudeltas.
Synopsis: Ein junger Mann (Félix Lajkó) kehrt unerwartet in seinen Heimatort am Donaudelta zurück. Er will dort inmitten der Natur am Wasser ein Holzhaus bauen und sich niederlassen. Das erste Mal sieht er seine Schwester (Orsi Tóth). Er wird voller Feindseligkeit – auch seitens seiner Mutter – empfangen, und seine Schwester zeigt als einzige Sympathie. Sie hilft ihm zuerst heimlich und zieht dann zu ihm. Zwischen den beiden entwickelt sich eine wortlose Intimität, ganz zum Missfallen der Dorfbewohner. Trotz der Ablehnung, die ihnen entgegenschlägt, laden die Geschwister nach erfolgreichem Fischfang das halbe Dorf zum Festessen ein. Stars: Orsi Tóth hat schon den letzten Film («Johanna» 2005) mit Kornél Mundruczó gedreht. Ihre verletzliche Stärke hypnotisiert in diesem Film. Félix Lajkó ist ein begabter Violonist, der nicht nur die Hauptrolle gespielt, sondern auch die Filmmusik komponiert hat. Regie & Crew: Kornél Mundruczó ist ein bekannter Jungregisseur in Ungarn. Sein Interesse gilt hier den Grenzen individueller Freiheit in der Gesellschaft.
art-tv-Wertung: Der fremde Aussenseiter und die Gemeinschaft: Während die Natur mit gewaltiger Schönheit und Stille die Arbeit des Neuankömmlings umgibt, brodelt der Widerwille und Hass in den Dorfbewohnern. Mit bildstarker Sprache konzentriert sich dieses Drama auf ein komplexes Thema: Inwieweit wird individuelle Freiheit in einer Gemeinschaft akzeptiert, wo liegen die Grenzen? Wie gehen die Geschwister mit ihren neu erwachten Gefühlen um? Mundruczó erzählt diese dramatische Geschichte vor dem Hintergrund einer mysteriösen, zauberhaften Umgebung. Genauso mysteriös und auch bedrohlich sind die Beziehungen zwischen den Menschen dargestellt. Ausdrucksstark ist das gemeinsame Fischessen der Leute vom Dorf am düsteren Donaudelta. Fazit: Aufs Wesentliche reduziert fesselt dieses Drama um zwei Aussenseiter vor allem durch das Ungesagte und Unsichtbare.
Isabel Rohr