Kino | Die Nagelprobe
Der Filmemacher Luke Gasser fabuliert von einer esoterischen Verbindung zwischen der Gegenwart und mittelalterlichen Artefakten.
Synopsis: Im Giswiler Ried im Kanton Obwalden stossen Bauarbeiter bei den Aushubarbeiten für eine Fabrik auf ein altes Brett mit zwei handgeschmiedeten Nägeln. Gegen den Willen der Bauleitung beginnen der Staatsarchivar Rolf Aschwanden (Polo Hofer) und seine Assistentin Nina Durrer (Irène Ludin) eine Untersuchung. Um einen Baustopp zu verhindern setzt der neue Standort-Manager Theo Bertschi (René Rindlisbacher) Aschwanden jedoch unter Druck, die Sache unter den Tisch zu kehren. Doch dessen Assistentin Nina lässt nicht locker, erscheinen ihr doch immer wieder Gestalten aus einer längst vergangenen Zeit. Stars: Dem bekannten Mundartrocker Polo Hofer nimmt man den Staatsarchivar Rolf Aschwanden nicht ganz ab. René Rindlisbacher vermag als superdynamischer Standortförderer noch am ehesten zu überzeugen. Regie: Der Obwaldner Luke Gasser ist gelernter Bildhauer, hat sich jedoch als Musiker und Filmemacher einen Namen gemacht. Im Jahr 2006 erschien sein letzter Film «Anuk – Der Weg des Kriegers».
art-tv-Wertung: «Die Nagelprobe» spielt in zwei verschiedenen Zeiten und hat auf jeder Ebene eigene Stärken und Schwächen. Der in der Gegenwart spielende Handlungsstrang bezieht seine dramaturgische Spannung aus den unterschiedlichen Interessen der verschiedenen Figuren und hat einiges an Innerschweizer Lokalkolorit zu bieten. Getrübt wird das Bild jedoch durch überflüssige und kaum ausgearbeitete Nebenhandlungen sowie die platten Dialoge. Nicht alle Rollen sind mit professionellen Schauspielern besetzt und das merkt man dem Film gerade an solchen Stellen an. Die im Mittelalter spielende Zeitebene holt mit wenig Mitteln viel heraus. Die Urschweizer Sagen und Legenden sind voller wilder Kerle von archaischer Rohheit. Einige davon erweckt der Film durch den Einsatz einer urchigen Sprache und einiger Felle geschickt zum Leben. Man merkt hier jedoch besonders deutlich, dass das Budget des Films beschränkt war. Den historischen Szenen fehlen die Requisiten für die Details und die Aussenaufnahmen im verschneiten Wald sind unterbelichtet und einfallslos inszeniert. Fazit: «Die Nagelprobe» leidet unter erheblichen dramaturgischen, schauspielerischen und filmischen Schwächen, welche einzig durch das Innerschweizer Lokalkolorit wettgemacht werden. Wer damit nichts anfangen kann, sollte von der Wertung mindestens eine Perle abziehen.
Philipp Eberhard