Kino | Frontier Blues
Der Iraner Babak Jalali stellt mit «Frontier Blues» auf liebevolle und ironische Weise eine Welt vor, die skurriler kaum sein könnte.
Synopsis: «Willkommen im Land von Liebeskummer und Traktoren», sagt eine der Figuren in «Frontier Blues», der in der Provinz Golestan an der iranisch-turkmensischen Grenze angesiedelt ist, in kargen Steppen am Kaspischen Meer. Alam ist ein 28-jähriger Turkmene, der bei seinem Vater lebt und auf einer Hühnerfarm arbeitet. Er lernt Englisch im Selbststudium, denn er will ein Mädchen namens Ana heiraten und sie nach Baku holen. Hassan ist ein 28-jähriger Iraner, der bei seinem Onkel lebt. Seine einzigen und ständigen Begleiter sind ein Esel und ein Kassettengerät. Hassans Onkel Kazem besitzt einen Kleiderladen, aber die Kleider, die er verkaufen will, scheinen nie jemandem zu passen. Ein 55-jähriger turkmenischer Balladensänger ist das Sujet eines Fotobandes von einem Fotografen aus Teheran, dessen Frau vor vielen Jahren von einem Schafhirten mit einem grünen Mercedes verschleppt wurde. Regie: Der Iraner Babak Jalali drehte diesen Film mithilfe eines Stipendiums der Cinéfondation Cannes und widmete ihn seiner Geburtstadt Gorgan, in der die Geschichten des Filmes auch angesiedelt sind.
art-tv-Wertung: Eine Erzählung ist eine Form der Darstellung. Man versteht darunter die Wiedergabe eines Geschehens. Wer treu dieser Definition erwartungsvoll in diesen Film geht, wird enttäuscht werden. Doch im Kino geht es in erster Linie um Geschichten und davon handelt auch dieser Film. In statischen Einstellungen und fotografischen Inszenierungen lässt er den Zuschauer in eine Welt eintauchen, die so fremd wie faszinierend ist und eben die Geschichten erzählt, die dort passieren. Die absurden Routinen und bescheidenen Lebensträume, die das Leben der Figuren bestimmen, ordnet Jalali in einer Endlosschlaufe zu einem lakonisch-ironischen Stimmungsportrait. Auch wenn Rhythmus und Repetition dieses Portrait-Puzzle zum Ende hin Nerven kosten, wirkt dieses scheinbar perspektivenlose Dasein skurriler Gestalten in positivem Sinne nach. Fazit: Absurd, lustig, lakonisch und wunderbar fremd – ein Film für echte Kinoliebhaber.
Isabel Bures