Kino | Inglourious Basterds
Nazijäger jagen Judenjäger. Leutnant Aldo Raine (Brad Pitt) plant grausame Rache an den Führern des Dritten Reiches.
Synopsis: Da die Deutschen im 2. Weltkrieg Frankreich besetzen, sucht die jüdische Familie Dreyfus Unterschlupf bei einer Bauernfamilie. Als Nazi Oberst Hans Landa (Christoph Waltz) sie ausfindig macht, muss die junge Shosanna (Mélanie Laurent) mit ansehen, wie er ihre Eltern und Geschwister umbringt. Sie flieht nach Paris und versucht, sich als Kinobesitzerin eine neue Identität zuzulegen. Anderenorts in Frankreich stellt der amerikanische Leutnant Aldo Raine (Brad Pitt) eine flinke Sondereinheit von Soldaten zusammen, die zur Abschreckung besonders grausame Morde an Nazis begehen soll. Man nennt sie die «Bastarde». Zusammen mit der deutschen Schauspielerin und Geheimagentin Bridget von Hammersmark (Diane Kruger) planen sie einen Coup, der die Führung des dritten Reiches auslöschen soll. Schauplatz des Geschehens soll Shosannas Kino werden, die ihren eigenen Rachefeldzug plant … Stars: Die Filmfiguren sind entsprechend ihrer Nationalität besetzt. Neben Superstar Brad Bitt sind deshalb auch eine bezaubernde Mélanie Laurent («Paris») und ein grandios aufspielender Christoph Waltz («Du bist nicht allein – Die Roy Black Story») zu sehen. Regie: Quentin Tarantino zählt zu den sogenannten Autorenfilmern, die nicht nur Regie führen, sondern auch oft selbst Drehbuch schreiben, produzieren und vor der Kamera stehen. Der Durchbruch gelang ihm 1994 mit «Pulp Fiction».
art-tv Wertung: Tarantinos Handschrift ist wieder einmal blutig: Werden Nazikämpfer nicht umgebracht und anschliessend skalpiert, so ritzt man ihnen als Merkmal Hakenkreuze auf die Stirn. Und Tarantino wäre nicht Tarantino, würde er dabei nicht voll draufhalten (und sich damit aufs Neue ins Gespräch bringen). Kinogänger, die «Kill Bill» toll fanden, werden daher wahrscheinlich auch mit «Inglourious Basterds» gut bedient sein. Auch weisen Filmmusik, kapitelartige Unterteilung und Rache als dominierendes Handlungskalkül deutlich auf die gewollten Gemeinsamkeiten hin. Diesmal allerdings mit realerem Hintergrund als zuvor. Es geht um die grausamen Verbrechen der Deutschen im 2. Weltkrieg. Ein zu sensibles Thema für ein Tarantino-Streifen? Vielleicht. Die Rechnung geht in jedem Fall auf. Tarantino schreibt die Geschichte um und kreiert – trotz abermals überdosierter Gewalt – eine innovative und höchst spannende Handlung über Menschen in Ausnahmesituationen, mit grossartiger szenischer und dialogischer Umsetzung unterschiedlichster Schauspieler und fulminantem Finale. «Inglourious Basterds» ist so spannend, dass einem sogar der groteske (und wahrscheinlich auflockernd gemeinte) Humor einiger Protagonisten im Halse stecken bleibt. Fazit: Ein martialisches und kriegsverherrlichendes, aber zugleich hochspannendes Werk utopisch-cineastischer Geschichtsbereinigung.
Sebastian Mayr