Kino | Jaffa
«Jaffa» ist das Drama einer zerrütteten Familie, das aufgrund der Geschehnisse auch poltische Aussagen zu den Beziehungen zwischen Palästinensern und Israelis in Jaffa macht.
Synopsis: In der multikulturellen Hafenstadt Jaffa, wo Israelis und Palästinenser friedlich koexistieren, liegt die Autowerkstatt von Reuven (Moni Moshonov), dem Familienoberhaupt der Wolfs. Sein Sohn Meir (Ro’i Asaf) und seine Tochter Mali (Dana Ivgy) arbeiten beide in der Werkstatt. Meir ist das schwarze Schaf, der Versager der Familie, ständig gereizt und rebellierend. Mali plant heimlich ihre Hochzeit mit Toufik (Mahmoud Shalaby), dem in der Werksatt seit Kindsalter angestellten Araber. Sie ist schwanger. Die Spannungen in der Familie eskalieren und es kommt zum verlagerten Konflikt zwischn Meir und Toufik. Es geschieht ein dummer Unfall, der die Situation schlagartig verändert und auch Malis Pläne zerstört. Stars: Die Schauspielerinnen Dana Ivgy («Trennung» 2007) und Ronit Elkabetz («La fille du RER» 2009), sowie der schöne Mahmoud Shalaby machen diesen Film mit ihrer Kunst zum Erlebnis. Regie & Crew: Die israelische Regisseurin Keren Yedaya («Or» 2004) hat mit «Jaffa» bewusst eine emotional zugängliche Geschichte verfilmt, die indirekt politische Aussagen macht.
art-tv-Wertung: «Jaffa» ist in erster Linie ein Familiendrama. Dass in der Familie etwas nicht stimmt, wird von Anfang an klar; denn Meirs trotzigen Ausbrüche und seine Arbeitsverweigerung kommen nicht von ungefähr. Er ist sozusagen das Ventil der Spannungen in der Familie, für alles Unausgesprochene und alle Vorurteile. Meir scheint das Werkzeug seiner eigenen Vernichtung zu sein und sein Tod ein willkommener Vorwand, versteckte Abneigung offen zu zeigen – gegen den «Mörder» Toufik, den Araber. An dieser Stelle wird «Jaffa» konkret politisch; es findet eine willkommene Verlagerung des Hasses vom schwarzen Schaf der Familie auf den «minderwertigen» Araber statt, der ja ohnehin nicht für vertauenswürdig gehalten wird. Dass dann gleichzeitig heimlich die hoffnungsvolle Verbindung zwischen Mali und Toufik besteht, die durch den Unfall unmöglich wird, ist doppelt tragisch, da Malis Elltern ja nicht einmal davon wissen. Mali ist sozusagen die vorwärtsblickende Kraft, die trotz der Widerstände die Versöhnung sucht, auf ihr Herz hören kann. «Jaffa» verzaubert mit seinem eigensinnigen visuellen Stil und starken Gefühlen. Fazit: «Jaffa» ist ein gefühlsstarkes Familiendrama mit politischen Untertönen und eigensinniger Filmsprache.
Isabel Rohr