Kino | La première étoile
Karibische Stimmung im Schnee: Wegen dem voreilig gemachten Versprechen in den Skiurlaub zu fahren, muss ein Familienvater tief in die Trickkiste greifen.
Synopsis: Der Schlendrian Jean-Gabriel steckt in Schwierigkeiten. Bei Pferdewettrennen verspielt er sein ganzes Geld und seine Nebenjobs kann er auch nicht lange halten. Damit er nicht den Kopf vor seiner Familie verliert, verspricht er seinen drei Kindern einen viel zu teuren Skiurlaub, den er sich ohnehin nicht leisten kann. Dank seines Bemühens und Einfallsreichtum schafft es Jean-Gabriel dennoch, das nötige Equipment zusammenzusammeln. Vollgepackt und guten Willens geht es im getunten Auto in die schneebedeckten französischen Alpen. Anstelle der genervten Frau wird kurzerhand die resolute Grossmutter aufgegabelt. Im Skiresort begegnet man der Familie wegen ihrer Hautfarbe jedoch nur argwöhnisch. Chaos und Zwischenfälle sind vorprogrammiert. Stars: Der auf Martinique geborene Schauspieler Lucien Jean-Baptiste ist in Frankreich für die Synchronstimme von Will Smith zuständig. Erst mit 31 Jahren begann er Schauspielunterricht zu nehmen. Die Bonne Maman wird beherzt von Firmine Richard gespielt («8 Femmes», 2002). Regie & Crew: Zum ersten Mal versucht sich Hauptdarsteller Jean-Baptiste gleichzeitig als Regisseur. Dass er dabei kein schlechtes Händchen beweist, zeigen u.a. die Publikumspreise von Filmfest Hamburg und vom Festival D’Alpe d’Huez.
art-tv-Wertung: Schwarze beim Skifahren? – Undenkbar! Vom Mädchen, das in der Schule von seinen Mitschülern gehänselt wird, vom Teenager der nur Gelächter erntet bis zur Grossmutter die eine heftige Streitdiskussion auslöst – von allen Seiten hagelt es auf die Familie Elisabeth ein, als man von deren alpinem Ferienziel erfährt. Diese wiederrum zeigen einen unabdingbaren Willen und lassen sich nicht beirren. Gerade die schlagkräftige und von Stärke strotzende Firmine Richard als Grossmutter entpuppt sich als heimlicher Star des Films. «La première étoile» zeigt, dass die Bedeutung der gemeinsamen Skiferien für die Familie weit über ein bisschen Spass im Schnee hinausgeht. Jean-Baptiste ist es gelungen, ein heikles Thema in eine lockere Komödie zu verpacken. Die Idee zum Film basiert auf seinen eigenen Kindheitserinnerungen. Wer also denkt, es handelt sich um eine unglaubwürdige Darstellung einer überskizzierten Familienkomödie, hat sich gewaltig getäuscht. Der Film geht humorvoll mit einer noch immer aufwühlenden Problematik um, indem mit viel Ironie eingefahrene Denkweisen bekämpft werden. Unter aller Leichtfüssigkeit liefert «La première étoile» Denkanstösse, ohne dabei weder dem Klamauk noch einer sozialkritischen Belehrung zu verfallen. Nichts Einschneidendes aber angenehm Bekömmliches und garantiert mit Feel-Good-Effekt. Fazit: Eine selbstironische und originelle Wintersportkomödie mit einer liebenswerten Familie, die mit Vorurteilen aufräumt!
Martina Felber