Kino | Le Silence de Lorna
Subtiles, emotionelles Drama der belgischen Meisterregisseure Jean-Pierre und Luc Dardenne («Rosetta»): Filmfestival Cannes 2008, Preis für «Bestes Drehbuch».
Synopsis: Lorna, eine junge Albanerin (Dobroshi), hat einen Traum. Sie möchte mit ihrem Freund Sokol (Alban Ukaj) selbständig eine Snack-Bar betreiben. Damit sie diesen Wunsch in die Tat umsetzten kann, muss sie zuerst die belgische Staatsbürgerschaft erhalten. Um diese Hürde zu überwinden, wird sie zum Bestandteil eines teuflischen Komplotts, das der kriminelle Mittelsmann Fabio (Rongione) ausgeheckt hat.
Er arrangiert eine Heirat zwischen ihr und dem drogensüchtigen Belgier Claudy (Renier). Dieser soll, sobald Lorna die belgische Staatsbürgerschaft erhält, mittels einer Überdosis ermordet werden. So bietet sich die Möglichkeit, dass Lorna gleich danach einen russischen Mafioso heiraten kann. Der kriminelle Russe will auch um jeden Preis und schnellstens Belgier werden. Fabio könnte kräftig abkassieren. Aber da ist ein Unsicherheitsfaktor: Wird Lorna Stillschweigen bewahren und sich dadurch der Mittäterschaft schuldig machen?
Kritik: Das belgische «Gegenstück» zu den Coen-Brothers sind die Gebrüder Dardenne («La Promesse», «Rosetta», «Le Fils», «L’ Enfant»), die mit jedem ihrer Filme nicht nur überraschen sondern auch beim Publikum punkten. Sie haben schon zwei Mal zu recht die «Goldene Palme» am Filmfestival in Cannes mit gewonnen. «Le Silence de Lorna» ist vielleicht ihr kommerziellstes Werk, aber immer noch weit über dem Durchschnitt des üblichen Kinoangebots. Ein gutes Abbild unserer Zeit und es behandelt wieder eines ihrer Lieblingsthemen: junge Erwachsene, die sich am Rande der Gesellschaft bewegen. Ein stark emotionelles Drama, visuell äusserst realistisch umgesetzt, und darstellerisch – vor allen die schöne Kosovarin Arta Dobroshi – hervorragend besetzt. Nur der surreale Schluss irritiert ein wenig und kostet eine halbe Perle.
Benny Furth