Kino | Louise Michel
Eine bitterschwarze Komödie über den Tag der Rache des kleinen Mannes. Mit schrägen Ideen und sturer Kompromisslosigkeit tritt Louise mit Michel gegen die weisse Weste eines skrupellosen Chefs in den Ring.
Synopsis: In einer Fabrik in der französischen Provinz bekommen die Arbeiterinnen eine neue Arbeitskluft vom Chef geschenkt. Am nächsten Tag ist die Fabrikhalle leer, die Maschinen verkauft, die Frauen erhalten eine minimale Abfindung. Es regt sich Unmut, und auf Louises (Yolande Moreau) Vorschlag hin, legen alle ihr Geld zusammen, um einen Profi-Killer zu engagieren, der den Chef umbringen soll. Louise wählt für diese Aufgabe den ziemlich unfähigen Revolverhelden Michel (Bouli Lanners) und das Team ist perfekt. Ihr Rachezug führt sie zum Stellvertreter des Chefs über Brüssel bis in die Luxusvilla in Jersey, wo sie ihren Plan zu Ende bringen wollen. Stars: Yolande Moreau, bekannt als Concierge in «Fabuleux destin d’Amelie Poulin» (2001), spielt die schrullige Analphabetin mit Rachegelüsten. Bouli Lanners ist neben seiner schauspielerischen Tätigkeit bekannt als Regisseur («Eldorado» 2008) und verkörpert hier den schrägen Revolverhelden. Regie & Crew: Das Autoren- und Regisseurenteam Benoît Delépine und Gustave Kervern realisiert mit «Louise Michel» bereits den dritten gemeinsamen Film, der am Sundance Festival und am Festival de San Sebastian mit Preisen ausgezeichnet wurde.
art-tv-Wertung: Louise und Michel tun, was vielleicht so mancher entlassener Angestellte gern täte in der Zeit der globalen Wirtschaftskrise: den Verantwortlichen umlegen. Der Witz der Komödie besteht darin, dass diese zwei Rächer ungewöhnlich stupide und unfähig daherkommen und dennoch Erfolg haben. Das grobschlächtige, ja abstossende Gehabe der zwei Protagonisten kontrastiert harsch mit der normierten Welt der skrupellosen Börsenspekulanten; manchmal wirkt dieser Kontrast jedoch etwas zu gewollt. Angesichts des Erfindungsgeistes und der schrägen Charaktere der Geschichte, könnte man eine surrealere Stimmung erwarten. Die Witze über die globalisierte Gesellschaft wirken trotz aller Schwärze des Humors aber eher flach. Fazit: Ein schwarz angehauchter Western in Zeiten der Börsenspekulation mit schrägen Ideen und einem leicht dümmlichen Anarchistencoup.
Isabel Rohr