Kino | Mademoiselle Chambon
Die unmögliche, zarte Romanze zwischen einem gesetzten Familienvater und einer allein stehenden Lehrerin zeigt, welche unberechenbare Energie die Liebe ist.
Synopsis: Jean (Vincent Lindon) ist Maurer und ein hingebungsvoller Vater und Ehemann. Eines Tages trifft er Mademoiselle Chambon (Sandrine Kiberlain), die Lehrerin seines Sohnes und ist verzaubert. Sie lädt ihn ein, vor der Klasse einen Vortrag über seinen Beruf zu halten und ihr kaputtes Fenster zu reparieren. Dabei kommen die beiden sich näher und entdecken ihre gemeinsame Liebe zur Geigenmusik. Véronique Chambon ruft ihn in ihre Welt, doch Jeans Frau erwartet ein Kind, und der Tag der Entscheidung wiegt schwer. Stars: Vincent Lindon («L’étudiante» 1989) gibt dieser zarten Romanze seinen unverwechselbaren Charme. Die Chemie zwischen ihm und seiner Ex-Frau Sandrine Kiberlain («Les Patriotes» 1995) ist besonders. Regie & Crew: Stéphane Brizé («Je ne suis pas là pour être aimée» 2005) gelingt eine eindrückliche Filmadaption des Romans von Eric Holder.
art-tv-Wertung: Ja, es kann passieren, dass man mitten im Leben steht, sich zufrieden wähnt, und dann trifft man einen Menschen, der etwas in einem drin weckt. So passiert es dem Maurer Jean, der als solider Arbeiter und Familienvater ein gutes Leben führt. Die geheimnisvolle Mademoiselle Chambon ist eigentlich recht allein und sehnt sich nach einem Partner, einem ruhenden Zentrum in ihrem Leben. Und Jean sehnt sich nach dem Unfassbaren, dem Träumerischen, Künstlerischen – ungestörter Zweisamkeit. All das ist in seinem Familienleben spärlich, seine Frau keine Virtuosin, wie Mademoiselle Chambon auf der Geige. Mit ruhigen Bildern und äusserster Sanftheit erzählt der Film vom Aufflammen unverhoffter Gefühle, von der Aussicht auf ein anderes Leben. Die eigenartige Chemie zwischen Mademoiselle Chambon und Jean hält den Film zusammen, der sich sonst schlicht und unverblümt präsentiert. Manchmal ist alles so ruhig und sanft, dass man aufschreien möchte – etwas von dem zerstören, was die Figuren nicht anzutasten wagen. Fazit: «Mademoiselle Chambon» beschreibt das Aufkeimen zarter Gefühle zwischen einem verheirateten Mann und einer allein stehenden Frau und ist mit seiner ruhigen Art nicht minder beunruhigend.
Isabel Rohr