Kino | Nowhere Boy
Ungemütlich, verträumt und lebenshungrig ist der 15-jährige John Lennon (Aaron Johnson), der mit seiner Tante Mimi aufwächst, und er weiss es schon zu jener Zeit: er ist ein Freak, der die Herzen bewegt.
Synopsis: Der junge John Lennon (Aaron Johnson) wächst mit seiner strengen Tante Mimi (Kirstin Scott Thomas) und seinem Onkel George auf. Er erfährt, dass seine Tante Julia (Anne-Marie Duff) seine Mutter ist und sucht ihre Nähe und will Antworten zu seiner Herkunft. Als gewitzter und charmanter Bursche, der seine Mitmenschen oft vor den Kopf stösst, flüchtet er in die Welt des Rock’n’Rolls und entdeckt seine Liebe zur Musik. Bald trifft er auf den jungen Paul McCartney, der Mitglied von Johns Band «The Quarrymen» wird. Sie spielen sich über lokale Gigs zur Tournee nach Europa – Hamburg. Während John seine Mutter gerade erst kennenlernt und wieder verliert, so erkennt er schliesslich seine wahre Beschützerin, seine Tante Mimi. Stars: Aaron Johnson («Angus, Thongs and Perfect Snogging» 2008)) hat das gewisse Etwas für diese Rolle: mit seinem bübisch-männlichen Charme und dem leicht sarkastischen Grinser zeigt er überzeugend einen Teil des Wesens des heranwachsenden John Lennons. Ebenso eindrücklich sind die beiden Frauenrollen der Schwestern besetzt. Regie & Crew: Künstlerfotografin und Regisseurin Sam Taylor-Wood («Love You More» 2008) verfilmt hier einen bislang unbekannten Teil John Lennons Biographie auf äusserst berührende Weise.
art-tv-Wertung: Über John Lennon gibt es eine Menge zu erzählen: das beweist auch dieser biographische Film über die Teenage-Jahre des weltbekannten Musikers. Mit grossem Feingefühl porträtiert «Nowhere Boy» John Lennons Suche nach Geborgenheit und Liebe – nach seiner Mutter, die nie da war: «Mother.. you had me, but I never had you». Es ist interessant zu sehen, vor welchem Hintergrund John Lennon seinen Weg zur Musik fand, oder – wie sie ihn fand! Kirstin Scott Thomas als bittere, strenge Tante und Anne-Marie Duff als emotional instabile, leidenschaftliche Mutter sind umwerfend gut! Doch John Lennon war nicht bloss Opfer der Umstände seiner Kindheit: er hat sie erkannt und gross verwertet! Genau das zeigt der Film. Dieser John Lennon war immer schon ein Freak, der andere abstiess und gleichermassen verzauberte. Johnson Aaron sieht zwar anders aus als John Lennon, doch er lässt den Zuschauer wiederholt an den richtigen John denken, wie er so war in seiner frühen Jugend, in der Zeit der Unsicherheiten und der zügellosen Energie. Das erste Zusammentreffen von Paul McCartney und John Lennon ist geradezu ulkig: der etwas linkische, eindruck-schindende John stösst auf den seriösen Musikliebhaber Paul, der ihm neue Welten eröffnet. Dass John Lennon neben dem Erfolg Liebe und Anerkennung sehr wichtig waren, spiegelt sich in seiner Beziehung zu Tante Mimi wieder. Fazit: «Nowhere Boy» zeigt einen überzeugenden Aaron Johnson als heranwachsenden John Lennon in seinem Kampf um die Liebe seiner Mutter und seine Begegnung mit der Musik.
Isabel Rohr