Kino | Paranormal Activity
Der billig produzierte Horrorfilm zielt auf die Urängste des Menschen vor dem Dunkel der Nacht, verstörenden Geräuschen und unerklärlichen Phänomenen.
Synopsis: Katie und Micah sind gerade erst im Eigenheim zusammen gezogen und schon beunruhigen nächtliche Poltergeräusche das Paar. Bereits seit ihrer Kindheit kennt Katie diese Phänomene – und ihr Freund beschließt, der Sache auf den Grund zu gehen. Mit einer Kamera will er den Alltag im Haus dokumentieren, in der Hoffnung Außergewöhnliches aufzuzeichnen. Was der Zuschauer in «Paranormal Activity» zu sehen bekommt, sind eben diese Aufnahmen im Handkamera-Stil. So sieht man Katie und Micah streiten, kochen, reden, lachen – und gruseln. Man schaut zu, wie er sich zunächst über sie und den von ihr engagierten Geisterexperten lustig macht – und wie die Situation durch nächtliches Türschlagen und erschreckende Geräusche allmählich ernster wird. Spätestens als Katie wie von einer fremden Macht getrieben, stundenlang apathisch herum steht oder gar von etwas Unsichtbarem aus dem Bett gezogen wird, herrscht die pure Angst. Stars: Die beiden Hauptfiguren Katie Featherston und Micah Sloat, wurden in einem Casting ausgewählt und harmonieren zusammen so gut, dass man zeitweise an eine reale Dokumentation glaubt – was der Intention des Films natürlich zuträglich ist. Regie & Crew: Oren Peli soll durch seltsame Geräusche in seinem Haus auf die Idee für «Paranormal Activity» gekommen sein. Kurzerhand besorgte er eine Handkamera und begann mit einem angeblichen No-Budget von 15000 Dollar in seinen umgebauten vier Wänden zu drehen. Mit Erfolg – über 100 Millionen Dollar spielte der Film bisher ein.
art-tv-Wertung: Kurz gesagt: den hohen Erwartungen wird «Paranormal Activity» leider nicht gerecht. Die enorme Publicity, die dem Film zuteil wurde, ließ auf ein neues «Blair Witch Project» hoffen, auf den schauderhaftesten Schocker seit Jahren. Doch dann Enttäuschung – wirklich Neues ist wenig zu sehen. Seien es verwackelte Nachtaufnahmen, Poltergeister oder dunkle Dachböden – alles übliche Horror-Standards. Innovationen wie die nächtlichen Zeitrafferaufnahmen können nicht darüber hinwegtäuschen, dass «Paranormal Activity» den erfahrenen Horror-Fan leider kaum zu ängstigen vermag. Dafür ist alles zu vorhersehbar – die gleichförmige Abfolge zwischen eigenartigen Ereignissen in der Nacht und dem Gespräch des Paares darüber am nächsten Tag kann auf Dauer nicht fesseln. Ein wirklich ängstigender Psychohorror benötigt weitaus mehr Ideen – da können auch die drei verschiedenen alternativen Enden nicht trösten. Angesichts des schmalen Budgets muss man jedoch eingestehen und lobend anerkennen, dass einem die ein oder andere doch recht schauderhafte Szene und vor allem ein gewisses ungutes Grundgefühl länger als erwartet im Gedächtnis bleibt. Mit Blick auf die Mengen leicht zu erschreckender Kinozuschauer ist dies durchaus erfolgversprechend. Fazit: Die hohen Erwartungen kann «Paranormal Activity» zwar nicht erfüllen – ohne diese jedoch ist es ein durchaus sehenswerter Film, der viele beunruhigte Kinobesucher zurücklassen wird.
Maximilian Haase