Kino | Plastic Planet
Plastik ist überall. In der Sahara, im Pazifik, in unserem Essen, in unserem Blut. Der Filmemacher Werner Boote dokumentiert diese erschreckende Tatsache.
Synopsis: In «Plastic Planet» zeigt der österreichische Regisseur Werner Boote auf, welche dramatischen Auswirkungen das Allzweckmaterial Plastik auf die Erde und auf unseren Körper hat. Der Film beginnt seine Entdeckungsreise mit Kindheitserinnerungen – Bootes Grossvater war ein Pionier der Plastikindustrie – und einem Interview mit dem Präsidenten von PlasticsEurope. Doch die europäische Plastikindustrie ist nur der Ausgangspunkt, denn Plastik ist überall. «Plastic Planet» dokumentiert diese Tatsache an so unterschiedlichen Schauplätzen wie der Sahara, mitten auf dem Pazifik und Werner Bootes eigenem Körper. Regie: Werner Boote dreht seit 1993 Filme und Videos, vor allem im Bereich Musik. 2003 wurde sein Film «Kurt Rydl – Der Gladiator» aus dem Jahre 2003 für die Emmy Awards und den europäischen Filmpreis nominiert. Die Recherchen zu «Plastic Planet» dauerten rund 10 Jahre.
art-tv-wertung: «Plastic Planet» funktioniert dort am besten, wo er die globalen Dimensionen des Plastikkreislaufs dokumentiert. Interviews mit Kunststoffproduzenten in Europa und China, Aufnahmen von Müllsammlern in Indien und Aussagen von amerikanischen Wissenschaftlern fügen sich zu einem Gesamtbild, welches verdeutlicht, wie undenkbar eine Welt ohne Plastik ist. Gleichzeit führt Boote dem Zuschauer vor Augen, wie wenig Gedanken wir uns über dieses allgegenwärtige Produkt machen. Doch Boote wirft sich auch gerne in selbstgefällige Posen à la Michael Moore. Per Megafon ruft er japanischen Passanten zu, Plastik mache unfruchtbar, und an einer Messe konfrontiert er den Präsidenten von PlasticsEurope uneingeladen mit Forschungsergebnissen. Viel wirkungsvoller und unverbrauchter als dieser eitle Aktionismus sind die Momente, in denen Aussagen einfach stehen gelassen werden. Ebenfalls nicht ganz auf der Höhe der Zeit sind die kurzen Animationssequenzen und die Filmmusik der Trance-Pioniere von The Orb, welche an Schulfernsehen erinnern. Fazit: Das spannende Thema und die in «Plastic Planet» aufgezeigten globalen Zusammenhänge faszinieren trotz des nicht gerade taufrischen Docutainment-Konzepts.
Philipp Eberhard