Kino | The Two Horses of Ghenghis Khan
Auf der hoffnungslosen Suche nach einem verschollenen Liedtext in der Äusseren Mongolei erfährt eine Sängerin, dass ihr Land seine Traditionen kaum noch lebt.
Synopsis: Um ein Versprechen ihrer verstorbenen Grossmutter einzulösen, begeht die mongolische Sängerin Urna eine Reise in die ländliche Mongolei. Sie will die in der chinesischen Kulturrevolution zerstörte Pferdekopfgeige ihrer Grossmutter restaurieren lassen. Überlebt haben nur Hals und Kopf des Traditionsinstruments und ein paar eingravierte Zeilen des alten Liedes «Die zwei Pferde von Dschingis Khan». Die verloren gegangenen Passagen möchte Urna ausfindig machen und damit ein Stück Kulturgut sichern. Sie bringt die Geige zu einem Pferdekopfgeigenbauer, der dem Erbstück den fehlenden Körper geben soll. Mit Hoffnung bei Einheimischen auf die fehlenden Strophen des Liedes zu stossen, reist sie inzwischen ins tiefe Hinterland der Mongolei. Stars: Handlungsträgerin Urna Chahar-Tugchi ist eine bekannte mongolische Folkloresängerin, die aus der Inneren Mongolei stammt. Heute lebt sie in Kairo. Regie & Crew: Die Münchner Filmhochschulabsolventin Byambasuren Davaa entführt nach «Die Geschichte des weinenden Kamel»(2003) und «Die Höhle des gelben Hundes»(2005) bereits zum dritten Mal in die Mongolei. Anders als ihre vorangegangenen Produktionen beschäftigt sie sich weniger mit dem Nomadenleben und rückt eine vom verschwinden bedrohte musikalische Kultur ins Zentrum.
art-tv-Wertung: Ihrer hybriden Handschrift bleibt Regisseurin Byambasuren Davaa treu. In «The Two Horses of Ghenghis Khan» durchbricht sie erneut die Grenze zwischen Dokumentation und Fiktion und vermengt beide Elemente miteinander. Die bekannte Sängerin Urna existiert wirklich, um sie herum wurde ein Konzept erarbeitet, das die Vergänglichkeit der kulturellen Identität der Mongolei thematisiert. Die Pferdekopfgeige und das vergessen geglaubte Lied repräsentieren die gefährdete Kultur der Nomaden. Die Reise bietet gleichzeitig einen Querschnitt durch die verschiedenen Facetten und Gegensätze, die das Land prägen. Die unterschiedlichen Entwicklungen der Mongolei erfährt dann auch Urna persönlich, die als Fremde in die Mongolei kommt und auf der Suche nach ihren kulturellen Wurzeln feststellen muss, dass selbst ländliche Gebiete vom westlichen Lebensstil eingeholt werden. Dass dabei ständig dem Vergangenen nachgeweint wird, verleiht der fiktiven Geschichte viel Sentimentalität. In den episodenhaften Zufälligkeiten, den interessanten Gesprächen mit Nomaden und Städtern, die Urna in ihrer Tracht gar für eine Touristin halten, der mongolischen Musik und den atemberaubenden Landschaftsaufnahmen, liegen die Stärken des Films. Fazit: Ein etwas rührselig geratenes Dokudrama, das mit viel Bildgewalt und Musik unbeachtete Traditionen der Mongolei aufleben lässt.
Martina Felber