Kino | Václav
In einem kleinen tschechischen Dorf strapaziert der halb-autistische Václav die Nerven der Dorfbewohner, bis eines Tages der Konflikt eskaliert.
Synopsis: Václav (Ivan Trojan), Mitte Vierzig, ist leicht geisteskrank und lebt mit seiner Mutter (Emília Vásáryová) in einem kleinen tschechschen Dorf. Täglich stellt er die Geduld der Bewohner mit seinen verrückten Spässen auf die Probe. Seine Mutter will ihn trotz Anraten ihres zweiten Sohnes Frantisek (Jan Budar) nicht in ein Heim schicken. Als Václav Lída, der Ex-Geliebten seines Bruders näher kommt, kann letzterer seine unterdrückte Eifersucht gegenüber Václav nicht länger zurückhalten undverprügelt ihn. Daraufhin dreht Václav durch. Stars: Der Theater- und Filmschauspieler Ivan Toran verkörpert den autistischen Václav mindestens so eindrücklich wie Dustin Hoffmann damals den «Rain Man» (1988). Regie & Crew: Jirí Vejdelek, das junge tschechische Regietalent, hat mit diesem Film in seiner Heimat einen Box-Office-Hit gelandet.
art-tv-Wertung: Der auf wahren Begebenheiten basierende Film erzählt die Geschichte der Andersartigkeit innerhalb der Gesellschaft: Wieviel davon wird akzeptiert, und wo liegt die Grenze der Toleranz? Das kleine Dorf, indem es keinem Bewohner möglich ist, diesen verrückten Querschläger zu übersehen, erlaubt als Handlungsort einen gemächlichen Erzählfluss. Václav überzeugt mit Authentizität und kompromissloser Eigenheit. Dem Zuschauer werden im Laufe des Films sowohl Václavs Perspektive als auch die der Bewohner zugänglich gemacht. Es stellt sich die Frage, wieviel makelloser die normalen Leute sind und inwiefern sich nicht jeder auch gerne einen Sündenbock schafft: den Abnormalen. Fazit: Diese etwas schwerfällige, aber authentische Tragikomödie überzeugt vor allem durch Ivan Trojans hervorragendes Schauspiel.
Isabel Rohr