Kino | Verdammnis
Lisbeth Salander holt zum Gegenschlag aus: Auf «Verblendung» folgt Teil 2 der schwedischen Erfolgstrilogie, anders in der Ausführung aber nicht minder spannend.
Synopsis: Für sein Magazin «Millenium» geht der Journalist Mikael Blomkvist (Michael Nyqvist) einer skandalösen Story über Mädchenhandel nach, in die wichtige Amts – und Ehrenmänner involviert sind. Währendessen schaltet sich anonym Lisbeth Salanders (Noomi Rapace) in die Ermittlungen ein. Da wird Blomkvists wichtigster Informant tot aufgefunden. Als dann noch Nils Bjurman (Peter Andersson), Salanders ehemaliger Vormund und Peiniger, ermordet wird, führen alle Zeichen zu der Profihackerin. Doch Mikael beharrt auf ihrer Unschuld und beginnt auf eigene Faust nach den wahren Mördern zu fahnden. Seine Recherchen führen ihn in die erschütternden Vergangenheit Salanders. Stars: Noomi Rapace spielt die schön-düstere Lisbeth Salander wieder mit Leib und Seele. Der in seinem Heimatland gefeierte Schauspieler Michal Nyquist («As It Is in Heaven», 2004) leidet unter der herausragenden Präsenz der toughen Protagonistin. Regie & Crew: Für die Fortsetzung löst Daniel Alfredson den «Verblendung»- Regisseur Niels Arden Oplev in der Regie ab, verleiht dem Thriller eine völlig andere Note und setzt stärker auf narrative Gradlinigkeit.
art-tv-Wertung: Im Fokus der Nachfolgegeschichte steht ein hochbrisantes Thema, bei dem wieder die Schandtaten wichtiger Diplomaten und Beamten den Ausgangspunkt des Geschehens bilden. Die raubeinige Lisbeth wird unglaublich authentisch und intensiv von Noomi Rapace verkörpert. Nur schon für ihre Darstellung der düsteren und faszinierenden Persönlichkeit lohnt sich ein Kinobesuch. Spätabends wird sie von Albträumen heimgesucht. Es ist klar: Ihren Frieden findet sie erst mit der ultimativen Abrechnung. Leider sind der Regiewechsel und die damit einhergehenden Veränderungen des Filmstils in «Verdammnis» deutlich sichtbar. Während im Vorgänger der aufzuklärende Fall komplex verschlüsselt war, gestaltet sich der Kriminalprozess in «Verdammnis» wesentlich übersichtlicher und berechenbarer. Ausgehend von einem Fall über einen Prostitution-Schleusering, entwickelt sich der Film schnell in Richtung der tragischen Familiengeschichte der Protagonistin. Das unabhängig voneinander agierende Team wird hier selber in die Sachlage hineingezogen. Ein ausgetüfteltes Wirrspiel fehlt, stattdessen wird vielmehr auf Suspense-Strategie gesetzt. Infolgedessen siedelt sich der Nachfolger in die Nähe eines Who-Dunnits an. Trotzdem vermag die zweite Larsson-Adaption an den Kinosessel zu fesseln. Fazit: Ein sehenswerter schwedischer Fortsetzungskrimi, der nicht ganz an den Vorgänger heranreicht aber mit einer ausserordentlichen Noomi Rapace besticht.
Martina Felber