Kino | Vol Spécial
Jedes Jahr werden in der Schweiz Tausende Männer und Frauen ohne Verfahren und ohne Verurteilung inhaftiert. Einzig weil sie sich irregulär im Land aufhalten, können sie ihrer Freiheit beraubt und für bis zu achtzehn Monate eingesperrt werden.
Synopsis
Nachdem Fernand Melgar in LA FORTERESSE (Goldener Leopard, Internationales Filmfestival Locarno 2008) die Bedingungen in einem Schweizer Empfangszentrum für Asylbewerber aufzeigte, lenkt der Regisseur nun den Fokus auf das Ende des Migrations-Parcours. Der Filmemacher begab sich für neun Monate in das Ausschaffungsgefängnis Frambois in Genf, eines von 28 Deportationszentren für Sans-Papiers und abgewiesene Asylbewerber in der Schweiz.
Frambois beherbergt abgelehnte Asylsuchende und irreguläre Migranten. Einige sind seit Jahren in der Schweiz, haben sich integriert und eine Familie gegründet. Sie arbeiten, zahlen in die Sozialversicherung ein und schicken ihre Kinder in die Schule. Bis zum Tag, an welchem die kantonale Immigrationsbehörde willkürlich entscheidet, sie einzusperren um ihre Ausreise zu veranlassen. Natürlich will keiner der Verhafteten das Land freiwillig verlassen. Also wird ein gnadenloser administrativer Prozess in Gang gesetzt, dessen Ziel es ist, sie zum Verlassen der Schweiz zu zwingen.
art-tv Wertung
Wie schon in «La Forteresse» bringt Regisseur Ferdinand Melgar einen äusserst sehenswerten und gut gemachten Dok-Film in unsere Kinos. Der Film weckt zwiespältige Gefühle, denn er beleuchtet ein System, das in jedem Falle nicht funktionieren kann, das auf beiden Seiten nur Verlierer produziert. Das Eindrücklichste am Film ist paradoxer Weise, mit wie viel Respekt, Geduld und Anstand die Seite der Behörde reagiert und wie grotesk gerade dieses Verhalten angesichts der auswegslosen Situation der Abgewiesenen wirkt.