Kino | Wätterschmöcker
Schon tausende von Jahren beschäftigt das Wetter den Menschen: Thomas Horat hat die Muotataler Wetterpropheten aufgesucht, die aufgrund jahrhundertalten Wissens das Wetter auf ein halbes Jahr ziemlich genau voraussagen können.
Synopsis: Besonders im Muotatal in der Innerschweiz lebt noch die alte Tradition der Wetterpropheten: das sind Männer, die durch eingehende Beobachtung von Pflanzen, Tieren, Wind und Wolken, sowie durch einen Vergleich mit vergangenen Wetterchroniken, das Wetter bis zu einem halben Jahr voraussagen können. «Wätterschmöcker» begleitet sieben Wetterpropheten durch den Wechsel der Jahreszeiten und studiert mit ihnen die Natur. Wunderschöne Landschaftsbilder, stimmungsvolle Musik und der unverfälschte Dialekt lassen die archaische Welt der Schweizer Alpen aufleben – eine ganz andere als diejenige der Schweizer Grossstädte! Regie & Crew: Thomas Horat bringt mit dem Dokumentarfilm «Wätterschmöcker» sein Erstlingswerk in die Kinos, das in Thematik und Machart überzeugend daherkommt.
art-tv-Wertung: So mancher tut das Wetter als Ausweichthema bei mangelndem Gesprächsstoff ab. Doch in den Innerschweizer Bergregionen ist das Wetter nach wie vor Thema Nummer eins, denn die Bauern sind sehr viel abhängiger von Wetterverhältnissen als die Stadtmenschen. Einer, der das Wetter vorhersagen kann, der geniesst da hohes Ansehen; immer noch verlassen die Bergleute sich eher auf einen Wetterpropheten der alten Schule als auf Meteo im Schweizer Fernsehen. Der Film folgt den Wätterschmöckern auf ihren Beobachtungstouren in der Natur und beschwört eine vergessen geglaubte Welt herauf von Menschen, die sehr naturnah leben und dort Veränderungen konkret mitverfolgen können. Diesen alten, bärtigen Herren scheint es da oben an nichts zu fehlen und viele von ihnen schauen mit Mitleid und Distanz auf das Leben der Schweizer Tal- und Stadtbevölkerung. Kein Wunder, denkt man da, dass das Schweizer Stimmvolk in vielen Dingen so geteilter Meinung ist: dort oben, in den kühlen Höhen, bei Steinbock, Gems und Murmeltier existiert eine Magie fernab des modernen Lebenspulses; man beschäftigt sich dort oft eher mit Tieren und Pflanzen als mit Menschen. Die Naturgewalt ist eine unbestrittene Kraft, neben welcher der Mensch unbedeutend klein erscheint. Fazit: «Wätterschmöcker» ist ein poetisches Portrait der Muotataler Wetterpropheten und erweckt mit wunderschönen Landschaftsbildern und den eigenwilligen Dialekten und Spässen der Bergleute eine archaische Welt zum Leben.
Isabel Rohr