Kino | Xenix April
Das Xenix zeigt im April urbane Heimatfilme von Fatih Akin, eine spezielle Reihe zum Schaffen von Nathalie Portmann und einen Dokumentarfilm über Liebe in Kabul.
Programmvorschau April 2010
Die urbanen Heimatfilme des Fatih Akin
«Hiermit verkünde ich meinen Protest gegen den Volksentscheid der Schweiz gegen den Bau von Minaretten an Moscheen. Dieser Volksentscheid widerspricht meinem Verständnis von Humanismus, Toleranz und dem Glauben daran, dass ein harmonisches Miteinander von Menschen unterschiedlicher Herkunft, Rasse und Religion möglich sein muss. Da ich Kind moslemischer Eltern bin, die in Minaretten keinen politischen Islam, sondern lediglich die vollständige Architektur ihrer Gotteshäuser sehen, fühle ich mich durch den Volksentscheid auch persönlich betroffen. Deswegen weigere ich mich, in die Schweiz einzureisen. Ich werde am 16. Dezember 2009 nicht zur Schweizer Premiere meines Films ‹Soul Kitchen› erscheinen, um meinen Film dort zu bewerben. Ich möchte durch meine Abwesenheit meinen Unmut ausdrücken. Ich kann mir das Votum der Schweizer gegen den Minarettenbau nur mit Angst erklären. Angst ist die Quelle allen Übels.» Auf diese schallende Ohrfeige für alle toleranten und weltoffenen Schweizerinnen und Schweizer (immerhin 42,5 Prozent der Bevölkerung) kann es für einen engagierten Kulturvermittler wie das Xenix nur eine Reaktion geben: Fatih Akins Arbeiten integral zu zeigen und damit konkrete Völkerverständigung zu betreiben. Wer sich also auf das multikulturelle Universum und die treue (Film-)Familie des türkischstämmigen Regisseurs aus Hamburg einlassen will – den 57,5 Prozent der Schweizer Bevölkerung, die dem Minarettverbot zugestimmt haben, sei dies wärmstens empfohlen –, muss sich einige Daten in seiner Agenda anstreichen. Das Xenix zeigt nämlich nicht nur sämtliche abendfüllenden Spiel- und Dokumentarfilme des umtriebigen Akin, sondern auch verschiedene Streifen, in denen er als Schauspieler zu sehen ist, für die er das Drehbuch verfasst oder die er produziert hat. Wie etwa die Premiere des absolut eindrücklichen Kiezdramas «Chiko» (2007/08) von Özgür Yildirim.
Natalie Portman – Acting Is Not Enough
Ihr Einstieg ins Filmbusiness war so fulminant, dass Natalie Portman bereits nach drei Jahren und fünf Filmen erreicht hatte, wovon andere SchauspielerInnen ein Leben lang träumen: Mit ihrem Leinwanddebüt wurde sie an der Seite von Jean Reno zum gefeierten Starlet («Léon», 1994), bevor sie in «Heat» als pubertierende Stieftochter Al Pacino in Bedrängnis brachte. Nur ein Jahr später spielte sie die damaligen Jungstars Timothy Hutton, Matt Dillon und Michael Rapaport an die Wand («Beautiful Girls», 1996) und wurde vom grossen Woody Allen für dessen Filmmusical «Everyone Says I Love You» engagiert, um 1997 in Tim Burtons «Mars Attacks!» die Tochter eines weiteren Hollywoodmonuments (Jack Nicholson) zu verkörpern. Seither hat Natalie Portman in insgesamt 18 Kinofilmen ihre Qualitäten als äusserst vielseitige Darstellerin unter Beweis gestellt – und ist dabei, unbemerkt fast, erwachsen geworden. Ein Film hat den Abschied vom Teenagerdasein sogar eingefangen: Zach Braffs wunderbar skurrile, 2004 in Sundance ausgezeichnete Komödie «Garden State», die wir als Schweizer Premiere zeigen und die Portman zahlreiche Nominationen eingebracht hat. Doch die junge Frau will mehr, viel mehr. Bereits hat sie ihre beachtlichen ersten beiden Regiearbeiten abgeliefert (den Kurzfilm «Eve» sowie das Segment «Natalie Portman» für «New York, I Love You»), und seit der Gründung ihrer eigenen Produktionsfirma HandsomeCharlie Films wartet die Filmwelt gespannt auf ihre ersten Arbeiten als Produzentin: «Love and Other Impossible Pursuits» von Don Roos und «Hesher» von Spencer Susser – beide mit Portman in der Hauptrolle und sehr vielversprechend – sollen 2010 in unsere Kinos kommen.
Dokfilm
«Mein Herz sieht die Welt schwarz – Eine Liebe in Kabul» von Helga Reidemeister, der es soeben in die Vorauswahl für den Deutschen Filmpreis geschafft hat, zeigt eine Gesellschaft im Umbruch, gezeichnet von 30 Jahren Krieg. Durch die Nähe zu den Protagonisten und eine bemerkenswerte Kamera (Lars Barthel) gibt der Dokumentarfilm tiefe Einblicke in familiäre Welten und individuelle Denkweisen. Erzählt wird darin von Hossein und Shaima, die der Krieg auseinanderreisst. Im Kabul der Neunzigerjahre finden sie sich wieder – Hossein kriegsverletzt und querschnittgelähmt, Shaima zurück in der patriarchalischen Enge ihrer Familie, nachdem sie an einen vierzig Jahre älteren Mann verkauft worden war. In Angst vor Strafe durch ihre Familien versuchen Hossein und Shaima dennoch, ihre Liebe offensiv zu leben.
Kinderkino
Eugen, sein Freund Wrigley, Eduard und Bäschteli aus Bern machen sich auf die Suche nach einem ominösen erwachsenen Cousin, der als König der Lausbuben gilt und um den sich die wildesten Legenden ranken. Der Weg der vier unerschrockenen Jungs über das Tessin nach Zürich ist – wie nicht anders zu erwarten – mit zahlreichen Abenteuern gepflastert und ruft natürlich bald einmal deren besorgte Eltern auf den Plan …
«Mein Name ist Eugen», die aufwendige Dialektverfilmung des grandiosen gleichnamigen Kinderbuchklassikers von Klaus Schädelin, ist ein Spass mit wohldosierten anarchischen Untertönen und empfohlen für Kinder ab 8 Jahren.