Kino | Xenix
- Publiziert am 27. August 2009
Das neue Programm des Kino Xenix lädt ein zur Entdeckung des Brasilianischen Kinos und zeigt eine wunderbare Jim-Jarmusch-Reihe.
Kino Xenix: Programm September 2009
Cinema do Brasil – O Amor Natural
Das Cine-Latino-Festival fokussiert dieses Jahr auf das neue brasilianische Kino und auf das Werk von Walter Salles. Seit Mitte der Neunzigerjahre erlebt die brasilianische Filmproduktion einen Aufschwung, der mit Walter Salles’ eigenem internationalem Durchbruch einhergeht. Bereits vor seinem Welterfolg mit dem bewegenden Road-Movie «Central do Brasil» (Central Station) (1998) fand er mit dem Melodrama «Terra Estrangeiro» (1996), seinem Erstling, sowie mit dem Jahrtausend- wende-Film «O Primeiro Dia» (1998) auf Festivals viel Beachtung. Wie Walter Salles (von das Xenix auch sein neustes Werk «Linha de Passe» (2008) zeigt) haben viele AutorInnen des neuen brasilianischen Kinos der letzten Jahre die beiden Topoi der Favela und des durch das «Cinema Novo» geprägten Sertão neu definiert.
Die aktuellen Favelafilme, spannungsgeladenen Coming-of-Age-Geschichten, Komödien und die vielen Roadmovies entführen aber nicht nur in die Megacities Rio de Janeiro und São Paulo oder in die entlegenen Regionen des flimmernden Nordostens, sondern auch in den verschlungenen Amazonas, den Mato Grosso bis an die Grenzen zu Bolivien und Paraguay. Immer wieder sind es junge Menschen, die aus ihrer gegenwärtigen Lebenssituation ausbrechen und mit einer zündenden Leidenschaft nach Glück und Liebe unterwegs sind.
In der Cinema-do-Brasil-Reihe ebenfalls prominent vertreten ist der Schauspieler Matheus Nachtergaele, der vielen neuen brasilianischen Filmen sein Gesicht verliehen hat («Cidade de Deus», «Amarelo Manga», «Birdwatchers»). Als Schweizer Festival-Premiere präsentiert das Xenix dessen fesselnd verstörenden Regieerstling «A Festa da Menina Morta» (2008), der in Cannes in der Sektion «Un certain regard» lief. Weitere Premieren sind das Rappermelodrama «Antonia – O Filme» (Tata Amaral, 2006), das witzige Roadmovie «Carmo» (Murilo Pasta, 2008), die bitterböse Komödie «O Cheiro do Ralo» (Heitor Dhalia, 2006), der umstrittene «Tropa de Elite» (José Padhila, 2007) und die Burleske «O Auto do Compadecida» (Guel, Arraes, 2000). Und mit einem Abstecher in den filmischen Tropicalismo und den stilprägenden Untergrund sind «Bye, bye Brasil» (Carlos Diegues, 1979) und «O Bandido da Luz Vermelha» (Rogerio Sganzerla, 1968) (wieder-) zu entdecken …
Postpunk und Poet: Jim Jarmusch
Schon sind es wieder sechs Jahre seit der letzten Jim-Jarmusch-Reihe im Xenix, in denen die Ikone des amerikanischen Independent Kinos drei weitere Filme realisiert hat. Und gerade «Limits of Control», an dem sich einmal mehr die Geister scheiden, hat das Xenix bestärkt, all die Leinwand-Haikus des Post-Punk-Poeten erneut zu vereinen: mit dem stupenden Erstling «Permanent Vacation» (1980), dem Feel-good-Movie «Down by Law» (1986), dem psychedelischen Western «Dead Man» (1995) oder «Mystery Train» (1989) mit einer Heimsuchung an Elvis’ Geburtsort. Die Sammlung aus bald dreissig Jahren Filmschaffen zeigt Jim Jarmuschs geniale Kunst auf, uns mit einer einzigen Einstellung und einem wortkargen Satz zum Lachen zu bringen oder auf Gedankenexkursion zu schicken. Und retrospektiv ergeben alleine schon seine Tonspuren eine eindrückliche Kollektion zeitgenössischer Musik …
12th Manhattan Short Film Festival
Zum dritten Mal präsentiert das Kino Xenix das Manhattan Short Film Festival: Das Programm mit zwölf ausgewählten Kurzfilmen wird jeweils im September innerhalb einer Woche in 200 Städten rund um den Globus gezeigt. So bestimmen über 20 000 Kurzfilm-EnthusiastInnen zusammen ihren Publikumsliebling …
Dokfilm
Als «echten Glücksfall» («Szene Hamburg») bezeichnete die Kritik den Dokumentarfilm «Wasser und Seife» (2008) von Susan Gluth und verhalf dem Film in Deutschland zu einem beachtlichen Erfolg. Die deutsche Regisseurin porträtiert in ihrem Film einfühlsam drei Frauen, die bei der Hamburger Traditionswäscherei «Textilpflege Utecht» zwischen Waschmaschinen, Trocknern, Bügelautomaten und Heissmangeln arbeiten. Das überaus humorvolle und unterhaltsame Porträt dreier Heldinnen der Arbeit gewinnt auf dem Hintergrund der gegenwärtigen Wirtschaftskrise zusätzliche Aktualität …