Kino | Zimmer 202
Zimmer 202 ist ein gelungenes Potrait des Schriftstellers Peter Bichsel und ein entspannter Ausflug nach Paris.
Synopsis: Er erscheint wie eine hintersinnige, kluge Verkörperung des (Deutsch-) Schweizertums. Er ist der einzige populäre Schweizer Intellektuelle. Aber kennen wir ihn deshalb wirklich, Peter Bichsel, unseren modernen Volksschriftsteller? Peter Bichsel ist zwar ein Kenner von Paris, war aber selber noch nie dort. Im Rahmen dieses Filmes wagt er jetzt eine Reise. Sie führt ihn bis ins Zimmer 202 im Hotel Gare de l’ Est im gleichnamigen Bahnhof. Stars: Peter Bichsel! Regie & Crew: Mit «Zimmer 202» gelingt Regisseur Eric Bergkraut («Coca, Die Taube aus Tschetschenien» 2005) ein wunderbares Portrait. Die Bilder von Kameramann Pio Corradi werden mit Bichsels Aussagen und Erzählungen sowie Archivaufnahmen und Auszügen aus Texten so geschickt verknüpft, dass ein gemächlicher Rhythmus entsteht, der den Zuschauer in diesen kleinen aber einzigartigen Kosmos zu bannen vermag. Die Musikerin Sophie Hunger hat dazu einen wunderbaren und passenden Soundtrack komponiert.
art-tv-Wertung: Es gäbe doch so vieles zu entdecken! Paris! Doch Peter Bichsel entgegnet seinem Interviewpartner, der ihm zum Ende dieses Aufenthaltes doch nochmal über die Grenzen des Bahnhofs hinaus zum Spektaktel der «Tour de France» zu bewegen versucht: «Also das muss jetzt wirklich nicht sein.» Stattdessen erleben wir einen alten Mann, der sich genüsslich auf einer Strassenbank, in einer Bar oder im Hotelzimmer auf seinem Bett eine Zigarette ansteckt. Und was und wie Bichsel zu erzählen weiss, kann einer spannenden Städtetour durch Paris allemal standhalten. Er kennt Paris vor allem aus der Literatur und daran soll sich jetzt auch nichts mehr ändern. Somit bleiben das Hotelzimmer und kleine Spaziergänge um den Bahnhof zwar der Ort des Erzählers, doch was Bichsel auf seiner persönlichen Reise voller Geschichten und philosophischen Erkenntnissen über die Liebe, das Leben und die Welt zu berichten weiss, erweitert den Horizont dieses physischen Schauplatzes auf eindrückliche Weise. Fazit: Die Komposition von alltäglichen Bildern einer Stadt, musikalischer Untermalung und persönlichen Erzählungen Peter Bichsels machen den Kinoausflug äusserst lohnenswert.
Isabel Bures