Les Témoins
André Téchinés Drama, LES TEMOINS, hat die frühen 80er Jahre im Fokus, als eine unbekannte Krankheit mit dem kurzen Namen AIDS erstmals auftaucht. Trotz des traurigen Themas, wird die Geschichte nie rührselig, sie bleibt kühl und distanziert. 8 von 10 art-tv Filmperlen. Start: 15.3.07
Synopsis: 1984, als eine HIV-Infektion noch tödliche Folgen hatte: Auf der Suche nach Arbeit landet der 20-jährige Manu (Johan Libéreau) aus der Provinz in Paris und bringt das Privatleben all jener durcheinander, denen er dort begegnet. Unter ihnen befindet sich seine Schwester Julie (Julie Depardieu), bei der er anfänglich Unterschlupf findet. Sie absolviert gerade eine Ausbildung zur Opernsängerin und konzentriert sich ganz auf ihre Karriere. Manu hingegen liebt und geniesst das Nachtleben – er lernt auf seinen nächtlichen Streifzügen den 50-jährigen homosexuellen Adrien (Michel Blanc) kennen, einen kultivierten Arzt, mit dem ihn eine tiefe, aber platonische Freundschaft verbindet. Durch ihn trifft er auf ein junges Ehepaar, Sarah (Emmanuelle Beart) und Medhi (Sami Bouajila), die sich gegenseitig viel Freiheit gönnen und eine offene Ehe führen. Sie haben gerade ihr erstes Kind bekommen, doch der Schein einer glücklichen Beziehung trügt. Manu verliebt sich Hals über Kopf in den attraktiven Mehdi, der seiner Frau bisher verschwiegen hat, dass er sich auch zu Männern hingezogen fühlt. Ohne es zu wissen, bewirkt Manu, dass sich Julie, Adrien, Mehdi und Sarah ihre innersten Sehnsüchte eingestehen.
Kritik: André Téchinés Drama, LES TEMOINS, hat die frühen 80er Jahre im Fokus, als eine unbekannte Krankheit mit dem kurzen Namen AIDS erstmals auftaucht. Die vielschichtige Geschichte der fünf Protagonisten, die sich um Liebe, Sex und Eifersucht dreht, widerspiegelt das intellektuelle und kulturelle Klima jener Zeit: Die Freiheit des Individuums steht über allem und wird im Film von Manu verkörpert, dessen unbezähmbare Lebenslust es ablehnt, sich an einen Geliebten zu binden. Michel Blanc spielt den älteren, schwulen Doktor, der sich unsterblich in den schönen Jüngling verliebt, äusserst glaubwürdig. Trotz des traurigen Themas, wird die Geschichte nie rührselig, sie bleibt kühl und distanziert. LES TEMOINS endet nicht mit Manus Tod, wie man erwarten könnte, sondern begleitet das Leben der Hauptpersonen – die Zeugen von Manus Sterben waren – noch weiter. (DB)