Michael
Markus Schleinzers so umstrittener wie nüchterner Film über den Alltag eines Pädophilen spaltete bei den letztjährigen Filmfestspielen von Cannes die Zuschauerreihen in Buh- und Bravorufer. Grosser Film. Muss man sehen. Leider.
Zum Film
«Michael» erzählt die Geschichte von den letzten Monaten des erzwungenen Zusammenlebens des zehnjährigen Wolfgang (David Rauchenberger) und des fünfunddreissigjährigen Michael (Michael Fuith). Michael hat den kleinen Jungen in seinem Keller eingekerkert, hinter einer schweren Tür. Hält ihn dort wie ein Tier und missbraucht ihn. Michael ist ein Aussenseiter, der sich und seiner Lust ein kleines Märchenreich unter der Erde errichtet hat. Er hält Kontrolle. Wolfgang ist die Ohnmacht. Ein Kind, das kein Kind sein darf und dessen Körper und Seele täglich von Michael vergewaltigt werden. Die Geschichte glaubt man aus der Zeitung zu kennen. Denkt unweigerlich an Josef Fritzl und Natascha Kampusch. Kurz: Das blanke Entsetzen.
Stimmen
Es ist das österreichische Kino, das der banalen Entsetzlichkeit und entsetzlichen Banalität des Menschen in den letzten Jahrzehnten am konsequentesten und unerschrockensten ins Auge geblickt hat. Die Zeit | «Michael» ist ein Horror, aber ein notwendiger. Er entlarvt die Distanz, die wir zwischen den Tätern und uns aufbauen, in dem wir sie Monster nennen, als Selbstbetrug. Grosser Film. Muss man sehen. Leider. Die Welt