PINK APPLE | FESTIVAL AWARD LÉA POOL
Frauenwelten und Frauenliebe zählen seit Léa Pools Anfängen zu ihren Hauptthemen. Mit Filmen wie «Anne Trister» und «Lost and Delirious» hat sie Lesbenfilmgeschichte geschrieben. Das schwullesbische Filmfestival Pink Apple ehrt die Westschweizerin mit einem Award.
Award für Léa Pool
Die Kanada-Schweizerin Léa Pool nimmt ihren Award am Sonntag, 1. Mai 2016 entgegen. Gleichzeitig würdigt das Filmpodium Zürich die Cineastin mit einer Retrospektive. Pool hat über fünfzig Filme realisiert. Ihr neuestes Werk «La passion d’Augustine» lief kürzlich in den Schweizer Kinos (arttv Video-Interview). Ein Film, der – wie die Filmwissenschaftlerin Doris Senn festhält – emanzipatorische Anliegen und Coming-of-Age-Drama verbindet: Die Nonnen eines Klosters kämpfen für ihre Schule, während die rebellische Schülerin Alice den Tod ihrer Mutter überwinden muss. «La passion d’Augustine» ist nur einer von vielen Filmen Léa Pools, der sich mit der Rolle von (starken) Frauen befasst. Viele von Pools Werken kreisen um Menschen, die an einem Wendepunkt ihres Lebens stehen. So «Anne Trister» (1986), Pools erster grosser Erfolg, der deutlich autobiografische Züge trägt. Léa Pool wuchs in der Westschweiz auf und hat jüdische Wurzeln. 25-jährig brach sie alle Brücken hinter sich ab und wanderte nach Kanada aus, um sich dort wie die Titelheldin in «Anne Trister» der Kunst – genauer: dem Filmemachen – zuzuwenden. Darüber hinaus thematisiert dieser Film als einer der ersten Kinofilme jener Zeit lesbische Liebe differenziert und positiv, was ihn zu einem Meilenstein der Lesbenfilmgeschichte macht.
Das Festival: Filme und Pink Talks
Pink Apple wurde 1997 von einer Handvoll Filmbegeisterter im thurgauischen Frauenfeld gegründet. 1998 erlebte das Festival seine Premiere – mit zehn Filmen und viel Publikumsandrang im kleinen Cinema Luna in Frauenfeld. In Zürich landete Pink Apple im Gefolge der lesbisch-schwulen Eurogames, die im Jahr 2000 dort stattfanden. Damals umfasste das Programm sieben Vorstellungen mit sieben Filmen im Kino Arthouse Movie. In der Zwischenzeit stehen über hundert Filme auf dem Programm, und das Publikum steigerte sich von anfänglich fünfhundert Personen auf knapp zehntausend Besucher im Jahr 2015. Pink Apple legt nebst seiner soziopolitischen Ausrichtung auch Wert auf Veranstaltungen mit einer filmhistorischen und/oder filmästhetischen Perspektive. Das Rahmenprogramm besteht denn auch aus Podiumsdiskussionen, Ateliergesprächen, Vorträgen sowie gelegentlich Ausstellungen und Konzerten. Seit 2012 finden zudem die Pink Talks statt – Gespräche mit Festivalgästen von nah und fern, moderiert von illustren ModeratorInnen.