Schweizer Filmpreis 2021 | Kritikerrunde
- Publiziert am 21. März 2021
Sprich so eine Mutter mit ihrer Tochter? Diskussionsrunde zum Schweizer Filmpreis
Das hochkarätig besetzte Drama «Schwesterlein» hat die Filmredaktorin der NZZ am Sonntag, Denise Bucher an der Berlinale nicht einmal zu Ende geschaut, die Dialoge sind ihr zu aufgesetzt, zu papierig. «So spricht keine Mutter mit ihren Kindern» und «Nemesis» von Thomas Imbach ist ihr zu überladen. Das sehen Filmhistorikerin Marcy Goldberg und SRF Filmredaktor Selim Petersen völlig anders. Beim Publikumsliebling «Platzspitsbaby» sind sie sich aber einig: Eine Rolle ist völlig überflüssig. Welche?
Starke Frauen
Was für die Kultur generell gilt, stimmt erst recht für das Schweizer Filmschaffen: Kommerziell war 2020 eine Katastrophe. Die meisten nominierten Filme entstanden zwar vor der Pandemie, aber weil die Kinos monatelang geschlossen waren, hat sie noch kaum jemand gesehen. Der im Zürcher Drogenmilieu der 1990er-Jahre angesiedelte Spielfilm «Platzspitzbaby» von Pierre Monnard und das hochkarätig besetzte Drama «Schwesterlein» von Stéphanie Chuat und Véronique Reymond bilden hier die Ausnahme. Der Schweizer Filmpreis wird trotzdem vergeben, allerdings nicht an einen männlichen Hauptdarsteller. Ob dies eine Konsequenz der Frauenförderung von Bund und Kantonen ist? Jedenfalls fällt auf, dass sowohl vor als auch hinter der Kamera viele starke Frauen stehen: die Schauspielerinnen Sarah Spale, Luna Mwezi und Rachel Braunschweig, die Regisseurinnen Andrea Štaka, Bettina Oberli und das welsche Regieduo Chuat und Reymond. Im Dokumentarfilm dominieren allerdings die Männer. Jean-Stéphane Bron – seit Jahren ein sicherer Wert – ist für «5 nouvelles du cerveau» nominiert, einer Annäherung an jene Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die dem Geheimnis des menschlichen Gehirns auf der Spur sind. Ebenso nominiert ist das formal bestechende und bereits mit dem Zürcher Filmpreis ausgezeichnete Werk «Nemesis» von Thomas Imbach.
Quelle: SRF Sternstunde Kultur