Spielfilm | Los silencios
Magisch-realer Blick auf die Situation der Vertriebenen im Dreiländereck Brasilien/Kolumbien/Peru.
Eine Mutter flieht mit ihren zwei Kindern vor den bewaffneten Konflikten in Kolumbien auf eine Insel mitten in Amazonien. Plötzlich taucht der verschwundene Ehemann und Vater wieder auf. Ein seltsames Geheimnis umgibt das Eiland.
Zum Film
Mitten in der Nacht kommt Amparo auf dem Amazonas-Eiland mit dem schönen Namen «Isla de la Fantasia» an. Aus der Ferne können wir nur wenige Lichter erkennen, die genauso gut Sterne sein könnten. Die Augen der Kinder Nuria und Fabio verleihen der Ankunft einen Hauch von Fantasie und Staunen. Die Insel wirkt arm, aber sie nimmt die eintreffenden Flüchtlinge mit Mitgefühl auf. Nuria stellt beim Kennenlernen ihres neuen Zuhauses fest, dass die Bewohner*innen nicht alleine sind. Es ist da noch eine andere Gemeinschaft, die ihrem Alltag nachgeht, ohne dass wir uns ihrer Anwesenheit bewusst wären – wie in einer Parallelwelt. Zu dieser Gruppe gehört auch der verschollene Vater der Kinder.
Mischung zwischen sozialem Realismus und fantastischem Traum
«Los silencios» ist zunächst eine naturalistische Betrachtung der Flüchtlingssituation in jener Region, in der Peru, Kolumbien und Brasilien aufeinandertreffen. Gleichzeitig gibt der Film die Kosmovision der Amazonas-Lebensgemeinschaften wieder, die auf der Beseeltheit der Natur basiert. Dabei schafft es die junge Regisseurin Beatriz Seigner, dem Übernatürlichen etwas selbstverständlich Natürliches einzuhauchen. Der Film leuchtet, wirkt sensibel und bewegend. Dies vor allem durch das subtile Spiel von Licht und Farben von Kamerafrau Sofia Oggioni, die es sogar wagt, das Licht fluoreszieren zu lassen und so den Emotionen des Melodramas etwas Zärtliches zu verleihen. Die Filmemacherin will aber mehr als eine ästhetisch schöne, ausgewogene Arbeit. Sie bleibt nah an den Realitäten der Menschen, die in dieser Grenzregion leben. Es ist diese Mischung zwischen sozialem Realismus und fantastischem Traum, die Fernando Birri «magischen Realismus» genannt hat und der hier unterstützt wird von einem Soundtrack, in dem die Geräusche des Waldes und des Flusses allgegenwärtig sind, zu dem Akkorde von einheimischen Instrumenten hinzugefügt werden, die das Geheimnisvolle bereichern und die Poesie von allem hervorheben.
Stimmen
«Der sorgfältig beobachtete Zweitling der brasilianischen Drehbuchautorin/Regisseurin Beatriz Seigner ist eine trübselige, ernste Studie über Flüchtlinge im amazonischen Grenzgebiet verschiedener Nationalitäten und anderer existierender Zustände, wird dann aber leuchtend im wahrsten Sinne des Wortes. – Guy Lodge, variety.com | «Meditativ und berührend.» – Leslie Felperin, Hollywood Reporter | «Die brasilianische Regisseurin Beatriz Seigner erfand in ihrem ersten Film, der in den «Quinzaine des réalisateurs» in Cannes gezeigt wurde, eine erstaunliche grenzüberschreitende Fiktion.» – Mathieu Macheret, lemonde.fr.