Une histoire provisoire
- Publiziert am 20. Januar 2022
Eine Iranerin und ein Schweizer mieten ein Zimmer im gleichen Airbnb.
Sie hat keine Lust ihn kennen zu lernen, zieht sich ein Kopftuch über und nützt so die westlichen Vorurteile zu ihren Gunsten. Was sie nicht weiss, all das wäre nicht notwendig gewesen, denn auch er hat überhaupt kein Interesse an ihr … Romed Wyders Film spielt mit den Vorurteilen, Missverständnissen und Lebenskrisen der Protagonisten. Trotz der kulturellen Unterschiede ist das, was die Menschen verbindet stärker, als das was sie trennt.
Romed Wyder ist Regisseur, Produzent und Drehbuchautor. 1995 schloss er sein Studium an der Filmabteilung der Haute École d’Art et de Design (HEAD) in Genf ab. Er ist Mitbegründer des Cinéma Spoutnik und des Kollektivs Laïka Films. Im Jahr 2003 gründete er seine eigene Produktionsfirma Paradigma Films, mit der er alle seine Filme produziert. Parallel dazu entwickelt er ein Kinescoping-System und einen Online- Widgetgenerator. Zwischen 2005 und 2008 war er Präsident von ARF (Verband Filmregie Schweiz) und sitzt derzeit im Stiftungsrat von Swiss Films und im Vorstand der Schweizer Filmakademie. Seine Dokumentar- und Spielfilme wurden in der Schweiz, Frankreich, Belgien und Deutschland vertrieben, nachdem sie auf internationalen Festivals gezeigt und ausgezeichnet worden waren. Darunter sind; Squatters (1995), Pas de café, pas de télé, pas de sexe (1999), Absolut (2004), Dawn (2014) und Et Israël fut… (2018).
Une histoire provisoire – Synopsis
Mitten in der Midlife-Crisis verlässt Sacha seine Freundin und zieht ins Airbnb seiner Grosseltern. Dort wird er von der Ankunft Marjan’s überrascht, eine Iranerin, die in ihrer eigenen Ehekrise steckt. Beide nerven sich die Wohnung teilen zu müssen und statt der ersehnten Ruhe macht sich Unbehagen breit. Als schliesslich die lebhafte Amerikanerin Mina dazu stösst, weichen die gegenseitigen Vorbehalte allmählich der Neugier. Die unfreiwillige Begegnung wird zu einem Moment neuer Möglichkeiten.
Une histoire provisoire – Der Verleiher zum Film
Aus der Zusammenarbeit zwischen der iranischen Drehbuchautorin Nasim Ahmadpour und dem Schweizer Filmemacher Romed Wyder ist ein skurriler und warmherziger Arthouse-Film entstanden.
Erzählt wird die Begegnung von Sacha und Marjan, zwei Menschen, die nicht unterschiedlicher sein könnten und dennoch irgendwie zusammengehören. Was sie verbindet, ist ihre Lebenskrise; etwas, das es in allen Kulturen gibt, so wie Missverständnisse, Vorurteile und Humor. Die Wohnung, die sie teilen, mit ihrer in den 60er Jahren eingefrorenen Ästhetik, symbolisiert eine Art Warteraum aufs neue Leben. Die Autoren spielen subtil mit verschiedenen Realitätsebenen, traumartige Nebenfiguren und anderen poetischen Elementen. Auf den ersten Blick unscheinbar anmutende Situationen oder Anspielungen bekommen im Lauf der Geschichte einen Sinn. (Frenetic Films)
Stimme zum Film
«Une histoire provisoire» ist grösstenteils ein Kammerspiel, in dem der Schauplatz zu einem Ort der Zuflucht wird, Schutz bietet und ein Versteck. Gleichzeitig wird die fremde Unterkunft für ihre zeitweiligen Bewohner:innen aber auch zu einem Ort der Befreiung. Dabei bewegt sich die Kamera nur äusserst selten vor die Tür. Allein die offenen Fenster und ein kleiner Balkon vermitteln ein Gefühl von Weite, lassen andere Sichtweisen zu und neue Hoffnung entstehen.
Die Bilder, die Wyder dafür findet, bleiben dagegen statisch und stilisiert. Sie passen sich den bisweilen gezwungen wirkenden Dialogen an. Dadurch entsteht eine seltsame Spannung, die der Schweizer Regisseur bis zum Ende nicht richtig aufzulösen weiss. Irgendwann ist Sacha wieder allein – so wie das Publikum mit einem Film, der mehr einem Konstrukt gleicht als einem Stück Leben. – Pamela Jahn, filmbulletin.ch