Biennale Luzern | Fritjof Capra
Kaum ein Intellektueller der in den 80er Jahren Fritjof Capras Buch “Wendezeit” nicht gelesen hat. René Stettler, Direktor der Schweizer Biennale zu Wissenschaft, Technik und Ästhetik hat sich mit dem Vordenker Capra rund 30 Jahre nach Erscheinen des Bestsellers unterhalten.
Roger Penroses heiss diskutiertes Buch Das Grosse, das Kleine und der menschliche Geist (1997) trug zu einer neuen wissenschaftlichen Sichtweise der Welt der Physik und zu einem umfassenderen Verständnis des bewussten Geistes an der Grenze zwischen der Physik des Kleinen und der Physik des Grossen bei. Ebenso löste die Schweizer Biennale 2010 Das Grosse, das Kleine und der menschliche Geist eine Debatte über den ungleichen Status, den wir der physischen Welt «dort draussen» und den vielen Glaubens- und Geistesvorstellungen über diese Welt «in uns» zugestehen, aus, und untersuchte die auf die Wirklichkeiten unserer Glaubensvorstellungen gerichteten Finger der Wissenschaft, Rationalität, Ontologie, Epistemologie, Reflexivität, Ethik, Ökologie und Politik.
Die Neue Galerie Luzern organisierte diese zweitägige Konferenz, die eine Gruppe von international renommierten Wissenschaftlern, Soziologen, Philosophen, Ökologen, Schriftstellern, Künstlern und politischen Entscheidungsträgern zusammenbringt. Von der Debatte über das Streben nach einer Theorie von allem (TOE) in der Physik, extremer Objektivität, unserer Beziehung zum «Universum», zu «menschlich», «Natur», «menschlicher Kultur» und zum «menschlichen Geist», befasste sich Das Grosse, das Kleine und der menschliche Geist mit dem ersten Klimakrieg der Welt, der destruktiven Seite der Globalisierung und den Widersprüchen unseres Trachtens nach unbegrenztem wirtschaftlichem Wachstum und Konsum. «Wenn der Weise auf den Mond deutet», lautet ein chinesisches Sprichwort, «schauen die Narren auf seine Fingerspitze». Das Grosse, das Kleine und der menschliche Geist ermöglichte einen kritischen Blick auf die Fingerspitze und von dort zum Mond. Angefangen bei der Frage über die Freisetzung von Pandoras Hoffnung bis zur Bedeutung der Wissenschaft von Leonardo für unsere Zeit und der Bedeutung des Weltraumzeitalters für die Menschheit, dachte die Schweizer Biennale über diese Themen aus einer interdisziplinären Perspektive und mit dem Ziel der Schaffung eines breiteren und feineren Sinns für Möglichkeiten nach.
Fritjof Capra war einer der geladenen Gäste, das Interview wurde am Tag vor der Biennale in Luzern aufgezeichnet. Das Interview führte René Stettler, Direktor der Schweizer Biennale zu Wissenschaft, Technitk + Ästhetik.