Einsiedeln l Welttheater
Bombastisch was die Welttheatergesellschaft in Einsiedeln auf die Beine, beziehungsweise auf die Bühne gestellt hat.
Das “Einsiedler Welttheater” – neu geschrieben vom Schweizer Schriftsteller Thomas Hürlimann nach Calderón – wird in der Inszenierung von Volker Hesse in Einsiedeln uraufgeführt. Für die Musik zeichnet der langjährige enge Mitarbeiter von Christoph Marthaler, Jürg Kienberger, verantwortlich.
Thomas Hürlimann versetzt Calderóns Figuren – König, Schönheit, Reichtum, Bauer, Weisheit, Bettlerin – in die heutige Zeit, die von der Angst beherrscht ist, auch die Welt könnte endlich sein.
Über 500 Personen aus Einsiedeln und Umgebung, Männer, Frauen, Kinder, sind an der Produktion auf oder hinter der Bühne beteiligt. Dank ihnen, die während fast eines Jahres den grössten Teil ihrer Freizeit in das Gemeinschaftswerk eines ganzen Dorfes investieren, kann die lange Einsiedler Theatertradition weitergeführt werden
Kritik Bei allem Respekt vor der grossartigen Leistung der Spielerinnen und Spieler, der gelungenen Regie und dem fantastischen Lichtdesign: Hürlimanns Neuauflage des Welttheaters ergibt als Ganzes kein Ganzes. Zu viele Elemente fragmentieren die Handlung. Die Bilder des Katholizismus, die der Autor bemüht, wirken abgegriffen und plakativ. Wer die Produktion vor sieben Jahren gesehen hat, wird mit vielen “Déjà Vus” konfrontiert. Die Massenszenen begeistern das Publikum, zu berühren vermag die Handlung – ganz im Gegensatz zu Hürlimanns grossartigen Romanen – jedoch kaum. Das Welttheater ist weniger ein Stück als vielmehr ein Spektakel. Eines, das man allerdings nicht verpassen sollte.
Fazit: Inhaltlich zwiespältig, formal top (FS)