Landesmuseum Zürich | Menschen. In Stein gemeisselt
- Publiziert am 19. September 2021
Jungsteinzeitliche Stelen aus verschiedenen Ländern Europas bieten einen Einblick in die Lebenswelt der Menschen vor 6000 Jahren.
Die Wechselausstellung im Erweiterungsbau des Landesmuseums vereint rund 40 Stelen aus Italien, Frankreich, Deutschland und der Schweiz, darunter auch neue Funde aus den Kantonen Wallis und Zürich. Die Gelegenheit, so viele Original-Stelen aus mehreren Ländern in einer Ausstellung sehen zu können, ist selten. Ergänzt wird die Präsentation zudem durch Originalfunde der auf den Skulpturen dargestellten Waffen, Werkzeuge und Schmuckstücke.
Sogar Tätowierungen
In der Jungsteinzeit begannen die Menschen in Europa sesshaft zu werden, Ackerbau zu betreiben, Tiere zu halten und Metall zu nutzen. Diese Veränderungen verursachten gewaltige gesellschaftliche Umwälzungen. Davon zeugen die unter grossem Aufwand errichteten Steinstelen mit menschlicher Gestalt, die in fast ganz Europa zu finden sind. Sie gehören zu den frühesten Monumenten auf unserem Kontinent. Einige der Steinfiguren haben Gesichter und Arme, Frisuren und sogar Tätowierungen. Andere tragen wertvolle oder nützliche Gegenstände, welche die Innovationen der Zeit aufzeigen: Beile zum Fällen von Bäumen oder zum Kampf, ein Pflug zur Bearbeitung der Felder, Schmuck aus Kupfer zur Repräsentation, Pfeil und Bogen für die Jagd und Waffen für den Nahkampf.
Gewalt und Veränderung
Die Stelen erzählen somit bis heute von der Lebensrealität jener, von Gewalt und Veränderung geprägten Epoche. Die zunehmende Bevölkerungszahl, der Kampf um Ressourcen und Neid führten zu Konflikten, die an den Steinskulpturen und ihren Fundstellen abgelesen werden können. Auf den Steinstelen dargestellt sind Mitglieder der neuen Eliten, ranghohe Frauen und Männer an der Spitze einer zunehmend hierarchischen Gesellschaft. Mit ihren Machtsymbolen liessen sie sich in Stein verewigen und zeigten so ihren Status. Die Stelen dienten auch dem Ahnenkult, denn für ihre Nachfahren wurden die Dargestellten zu Held*innen oder gar zu Göttern und gaben die kollektive Geschichte des Clans bildlich weiter. Verloren Mächtige an sozialer Kontrolle und Ansehen, gerieten auch ihre Vorfahren in Vergessenheit. Nachfolgende Menschengruppen zerstörten ihre Bildnisse.
Textgrundlage: Landesmuseum