MARIA MAGDALENA MAURITIUS l Umgang mit Heiligen
HEILIGE zu Gast im Schweizerischen Landesmuseum l
Maria Magdalena Mauritius und weitere Heilige offenbaren sich in einer Schau mittelalterlicher Holzskulpturen im Schweizerischen Landesmuseum. Dabei wird das Publikum anschaulich mit der Funktion mittelalterlicher heiliger und biblischer Gestalten vertraut gemacht. Anlass der Präsentation ist das Erscheinen des Bestandeskatalogs «Die Holzskulpturen des Mittelalters», der die national wie auch international bedeutende Sammlung des Schweizerischen Landesmuseums dokumentiert.
Welche Bedeutung hatten Altar- und Prozessionsfiguren oder Einzelfiguren im mittelalterlichen Kirchenjahr? Weshalb wurde am Palmsonntag eine Christusfigur auf einem hölzernen Esel durch die Stadt geführt? Was versprach man sich vom Heiligen als Nothelfer oder als Stadt- und Landespatron? Wie erkannten und erkennen wir heute, welche Heilige eine Skulptur darstellt? Wie gingen die Menschen während und nach der bilderfeindlichen Reformation mit diesen Kunstwerken um? Und heute?
Zu solchen Fragen finden Sie in der Ausstellung Antworten. Historische Fakten und kirchliche Traditionen werden anhand von Originalobjekten aus dem Mittelalter veranschaulicht. Biblische Gestalten begegnen uns während des Kirchenjahrs; Mariafiguren zeigen, wie sich die Züge der Gottesmutter im Laufe der Zeit veränderten; die Reformation lässt anstelle der Skulpturen nur noch den biblischen Text gelten.
Die älteste Marienfigur der Sammlung, eine romanische Madonna, ist erhalten geblieben, weil ihr ein pietätvoller Umgang beschieden war: Als sie nicht mehr dem Stil der Zeit entsprach, wurde sie in der Walliser Gemeinde Raron zusammen mit Schädeln und Knochen von Verstorbenen im Beinhaus begraben. Einen andern Umgang pflegten die Stadtbürger von Zürich oder Bern, als sie im Zuge der Reformation im Bildersturm ihre Heiligen verbrannten oder zerschlugen.
Musik aus dem Mittelalter untermalt den Rundgang. Die universelle Sprache der Musik unterstreicht ein Hauptanliegen der aktuellen Sonderausstellung: auf das über Konfessions- und Religionsgrenzen hinaus wirkende Interesse an den sakralen Skulpturen des Mittelalters zu reagieren.