Festival Sommerklänge | Eröffnungskonzert - Von der Eiche zum Businesscenter
Das Sommerklänge-Festival entführt sein Publikum abermals an vermeintlich unmusikalische Orte, und bringt diese zum Klingen.
Das Festival bringt nicht nur Kammermusik an ungewöhnlichen Lokalitäten zur Aufführung – sondern erklärt auch die Geschichte dieser Orte. Eine gedeckte Holzbrücke über die Sihl, oder auch eine Lenkwaffenstellung waren schon Aufführungsorte. Dieses Jahr geht es auch um eine 200-jährige Eiche. Des weiteren werden Konzerte in der internationalen Schule Zug, der reformierten Kirche Baar, sowie dem protestantischen Kurzentrum Ländli und der Kirche St. Karl Borromäus in Finstersee stattfinden.
Holzbrücke und Lenkwaffenbasis
Das Erföffnungskonzert der diesjährigen «Sommerklänge» fand erneut an einer durchaus nicht auf der Hand liegenden Lokalität statt: dem Zuger Gewerbezentrum Business Center Grafenau. Die Idee des Festivals ist es, dass den Besucher*innen der Ort der Aufführung im Lauf des Konzerts erklärt wird, was Geograf Werner Furrer am Eröffnungsabend übernahm. Das imposante, 1993 gebaute Business Center Grafenau besteht aus einem ost-west-orientierten Rücken von 120 Metern Länge. Gegen Süden schliessen kammförmig vier Trakte an, welche drei gebäudehohe, lichtdurchflutete Atrien einschliessen – einer davon wurde an diesem Abend zum Konzertsaal. «Man könnte meinen, diese Atrien seien für Konzerte geschaffen worden», sagte Peter Hoppe von der Festivalorganisation in seiner Einführung vor dem Publikum.
Vom Acker zur Gewerbezone
Auf dem Gelände gibt es auch eine circa 200-jährige, mächtige Eiche. Diese mussten die Architekten des Business-Centers in ihre Gestaltung einbeziehen. Als die Eiche gepflanzt wurde, war an jenem Ort weit und breit nur Landwirtschaftsfläche, insbesondere die während Jahrhunderten gemeinsam genutzte Kuhallmend. Die nächstgelegenen Gebäude waren das Heimwesen Aabach oder an der Aa, das erst um 1900 aufgrund einer skurrilen Adelsherleitung in Grafenau umbenannt wurde, und die Aamühle am offenen Aabach.
Werke mit Paris-Bezug
Städtisch geprägt ist mittlerweile die Umgebung, und auch musikalisch ging es mit dem Thema «Schmelztiegel Paris» am Eröffnungsabend um einen urbanen Raum: Das Paris des frühen 20. Jahrhunderts war laut Konzertprogramm ein kultureller Schmelztiegel ohnegleichen, ein schöpferischer Hotspot, dessen elektrisierende Stimmung Kunstschaffende aller Sparten und von überall her anzog und gerade auch in der Musik, im Tanz und in der bildenden Kunst eine enorme Ausstrahlungskraft entwickelte. Gespielt wurden Werke von Ernest Bloch (1880–1959), Bohuslav Martinů (1890–1959), sowie Maurice Ravel (1875–1937).