Kammerorchester Basel | Paul Goodwin
Das Kammerorchester Basel zeigt in Basel, Innsbruck und Mantova Igor Strawinskys “Pulcinella”. Dirigent ist Paul Goodwin. Dr. Hans-Georg Hofmann, Konzertdramaturg des Kammerorchester Basel hat mit ihm gesprochen.
Zum Werk:
»Pulcinella war meine Entdeckung der Vergangenheit, die Epiphanie, durch welche mein ganzes Lebenswerk möglich wurde« bekannte Strawinsky in seiner Autobiografie Mein Leben. Nach der Zertrümmerung seines musikalischen Regelwerks (die in der skandalösen Aufführung von Le Sacre (1913) endgültig besiegelt war), setzte Strawinskys Pulcinella (1919) neue Masstäbe. »Musik über Musik machen« hiess die neue Parole. Komponieren bedeutet nun buchstäblich für Strawinsky das Zusammensetzen, Nacharbeiten, Überarbeiten und Verändern einer Vorlage aus der Vergangenheit mit dem Anspruch etwas Neues zu schaffen. Für Picasso (der übrigens das Bühnenbild zur Pulcinella-Premiere im Mai 1920 an der Pariser Opéra entwarf) war Pulcinella dagegen nichts anderes als »ein grosser betrunkener Tölpel, und jede seiner Bewegungen, wahrscheinlich auch jedes Wort, wenn ich es verstanden hätte, waren obszön.«
Die gut 30 Jahre später entstandene Oper The Rake’s Progress (1951) gibt einen verblüffenden Einblick in Strawinskys umfangreiches Sammelsurium, das aus dem Spiel mit den Formen der Vergangenheit gewachsen war. Hochintellektuelles trifft auf Volksstümliches. Anklänge an Mozart, Monteverdi und Purcell begegnen anverwandelten Melodien von Rossini, Donizetti und Verdi. Ist Rake’s eine schwarze Komödie, ein zynisches “Don Giovanni”-Remake oder wirklich wie von Strawinsky und seinem Librettisten, W.H. Auden, gefordert eine moralische Oper? In der konzertanten Aufführung am Theater Basel können Sie das selbst entscheiden.