Schlossmediale Werdenberg | Gross und Klein
Grosse Instrumente, kleine Töne, grosse Welt, kleine Wesen. Ein Festival im Zeichen der Perspektiven, der eigenen Position, der Relation.
Die neunte Schlossmediale, die eigentlich die zehnte hätte sein sollen und zum vorjährigen Thema «Gross und Klein» stattfindet, eröffnete mit der traditionellen Uraufführung des komponierten Spazierganges durch das Schlossgebäude. Eine Komposition, in der kleine alltägliche Gegenstände Musik machten und grosse Musikinstrumente Geräusche. Ein hingebungsvolles Musik- und Raumerlebnis.
Von Gross und Klein
Dass die Kleinen manchmal stärker sind als die Grossen, dass die Reichen manchmal ärmer sind als die Armen, dass das Verhältnis von gross und klein permanent in Bewegung und immer eine Frage der Perspektive ist, darauf schaut die Schlossmediale in diesem Jahr mehr denn je. Verglichen mit Versailles ist Schloss Werdenberg im ostschweizerischen Kanton St. Gallen sehr klein, im Vergleich zu den Häusern des Städtli Werdenberg allerdings sehr gross. In diesem Themenfeld setzt die Ausstellung im Schloss eigene Akzente mit Werken von William Speakman und Sabine Hausherr, Adelheid Kreisz, Els Jordaens, Sarah Hillebrecht, Sìleas und den Stipendiaten Lilla von Puttkamer, Katherine Newton & Katia Rudnicki und Roland Stratmann.
Inszenierte Komposition
«Das fortwährende Infragestellen von Wirklichkeiten» ist ein zentrales Thema des kompositorischen Gespanns der Schlossmediale 2021, Elena Mendoza und Matthias Rebstock, die als Team in diesem Jahr im Fokus stehen. Zu zweit sind die spanische Komponistin und der deutsche Regisseur seit vielen Jahren, weil ihre Arbeit einander bedingt: Die musikalischen Abläufe sind szenisch gedacht, die szenischen Abläufe sind musikalisch gestaltet. Beides geschieht in einem intensiven, gemeinsam erarbeiteten Prozess. Die enge Zusammenarbeit der beiden wird seit 2004 bestimmt von der gemeinsamen Suche nach genuin musiktheatralen Formen, bei denen Musik, Text und Szene gleichberechtigt sind. Anstelle des klassischen Arbeitsvorgangs von der Komposition zur Inszenierung vollzieht sich ein durchlässiger Prozess, an dem nicht nur die beiden Co-Autoren, sondern auch Inszenierungsteam und Interpreten von Anfang an beteiligt sind. Auf diesen Prozess lässt sich das Künstlerduo nun im Schloss Werdenberg ein: Einzigartige Klangräume zwischen szenischer Inszenierung und klingender Installation machen das Gebäude zu einem Partner im Bunde, der stofflich-klanglich durchwandert wird: vom kleinsten Plätschern eines Wassertropfens bis hin zu grossen, babylonischen Textwogen.
800 Jahre Geschichte
Die im Jahre 2012 gegründet Schlossmediale ist ein junges Festival, das seine schöpferische Kraft aus dem Ort und der Auseinandersetzung der Künstler*innen mit der Geschichte und Gegenwart des 800 Jahre alten Schlosses und seiner Umgebung gewinnt. Das Festival lebt von der Atmosphäre des Ortes und bereichert gleichzeitig die Region mit neuen, spannenden kulturellen Impulsen und zieht interessierte Besucher*innen von nah und fern an. International erfolgreiche Kunstschaffende kommen an diesem Ort zusammen, um sich von dieser aussergewöhnlichen Atmosphäre für ihre Werke inspirieren zu lassen, dem Schloss seine alten Geschichten zu entlocken, um sie zu verwandeln und in die Gegenwart zu übertragen. Die Hauptperson des Festivals ist dabei immer das Schloss selber: Seine Geschichte, die als Festung beginnt, die Burg mit seiner Wehrhaftigkeit, das Mittelalter mit seinen fast sakralen Räumen, und eine sich Stockwerk um Stockwerk verändernde Akustik, mit den Holzräumen und Anbauten bis in die heutige Zeit. Dadurch wird das Publikum auf eine architektonische und musikalische Zeitreise eingeladen. Für diese Räume wird komponiert und entworfen, die Musik und Kunst wird somit für das Schloss massgeschneidert.
Textgrundlage: Schlossmediale