arttv Medienpartnerschaft Yesh! 2021 | Who's afraid of Alice Miller?
Alice Miller war in den 80er eine weltweit bekannte Persönlichkeit, ihre Bücher wurden in 30 Sprachen übersetzt. Ihr Besteller «Das Drama des begabten Kindes» ist noch heute ein Begriff, insbesondere auch den zahlreichen psychologischen und pädagogischen Kreisen.
Zum Film
Nach Alice Millers Tod macht sich ihr Sohn Martin auf die Reise, um endlich den Widerspruch zwischen der bekannten Kindheitsforscherin und der zerstörerischen Mutter zu verstehen. Und schliesslich entdeckt er, was zwischen ihm und seiner Mutter steht: das grösste Drama des 20. Jahrhunderts, die Shoa, die Vernichtung des jüdischen Volkes. Die junge Alice Miller überlebte als Jüdin unter falscher Identität in Warschau mitten unter den Nazis – und musste alle Gräueltaten miterleben. Aber diese traumatischen Erlebnisse verdrängt Alice und spaltet sie ein Leben lang ab. Je tiefer Martin in die Biographie seiner Mutter eindringt, desto deutlicher wird, dass sein eigener seelischer Schmerz das Erbe von etwas ist, das er selber nie erlebt hat.
Zweite Generation
Von ganz speziellem Interesse ist der Film für Menschen der sogenannten «zweiten Generation». Der Film thematisiert die unbewussten und deshalb umso belastenderen Auswirkungen von Kriegstraumata auf die Kinder der Betroffenen und generell für Menschen, die als Kinder physischer und psychischer Gewalt von Eltern ausgesetzt waren. Alice Miller hat den Holocaust überlebt. Der Film schlägt aber den Bogen zur aktuellen Situation heutiger Kriegsflüchtlinge in Europa.
Yesh! – Neues aus der jüdischen Filmwelt | Filmtage Zürich | 6. bis 10. Juni 2021 | Die Filme sind in den Kinos und online verfügbar.
Who’s afraid of Alice Miller? | Regie: Daniel Howald | 101 Minuten | Dokumentation | Schweiz, 2020 | Verleih: Royal Film